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Bild: mustangjoe_pixabay
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Am Anfang stand Lydia

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Lydia: So heißt die Frau, von der heute in den katholischen Gottesdiensten erzählt wird. Ich finde diese Frau faszinierend – Lydia war eine Purpurhändlerin im Osten des heutigen Griechenlands und sie war die erste Christin Europas. Sie nimmt an den Gottesdiensten in der Synagoge teil, obwohl sie keine Jüdin ist. Dort hört sie eines Tages Paulus predigen. Sie nimmt ihn und seine Begleiter bei sich auf, und sie lässt sich taufen, zusammen mit ihrer Familie und allen, die dazugehören. (Apg 16,11-15). Offen und gastfreundlich muss sie gewesen sein – und einflussreich. Sie war eine Mäzenin, Gründerin einer Hauskirche und wahrscheinlich deren Leiterin. Mit Lydia beginnt das Christentum auf dem europäischen Kontinent.

Lydia bringt das Christentum auf den europäischen Kontinent

Und heute? Heute kämpfen Frauen dafür, in meiner katholischen Kirche wahr und ernst genommen zu werden. Sie kämpfen um Gleichberechtigung. Dafür, dass sie den gleichen Zugang zu allen Bereichen der Kirche haben. Auch zu den Weiheämtern und Leitungsämtern. Echt jetzt? Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. In der Kirche müssen Frauen um etwas kämpfen, was in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft selbstverständlich ist. Ich find‘s unmöglich, dass meine Kirche so diskriminiert und der Zeit hinterher ist. Dabei könnte es beim Blick auf die Bibel und Frauen wie Lydia doch so anders sein.

In der Bibel erfüllten Frauen Rollen, für die Frauen heute in der Kirche kämpfen

Immer wieder wird von den Amtsträgern auf die Schrift und die Tradition gepocht, wenn dieser Status quo gerechtfertigt werden soll. Aber genau die Schrift und Tradition ist ja voll von starken, machtvollen Frauen. Gleich zwei wurden zum Beispiel Apostelinnen genannt: Junia und Maria Magdalena. Junia hat man übrigens lange als einen Mann ausgegeben – weil man es nicht zulassen konnte, dass eine Frau eine besondere Rolle spielte bei den ersten Christ:innen. Aber ohne diese beiden Apostelinnen würde es uns als Christen heute vielleicht gar nicht geben.

Die Rollen der frühen Christinnen bekannter machen - als Vorbild für heute

Und ohne diese Lydia, von der heute in den Gottesdiensten die Rede ist, gäbe es womöglich gar kein Christentum in Europa. Ich wünsch mir, dass diese starken Frauen am Anfang des Christentums immer bekannter werden. Und ich wünsch mir, dass Frauen wie Lydia in der katholischen Kirche - und in allen Bereichen, in denen sie noch benachteiligt werden – endlich heute den Platz bekommen, den sie verdienen.

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