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Bild: unsplash / Andre Taissin

Vertrauen

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Es regnet in Strömen. Es hilft nichts. Ich muss trotzdem mit dem Hund raus. Ich ziehe Gummistiefel und Regenjacke an und mache mich auf den Weg. Wind und Regen peitschen mir ins Gesicht. Trotzdem bin ich nicht die Einzige, die sich bei diesem Wetter vor die Tür traut.

Ein Fall in eine Pfütze

In einiger Entfernung sehe ich einen Vater mit seinem Kind. Von Kopf bis Fuß regensicher eingepackt wackelt es unsicher vorwärts, nimmt dann Fahrt auf, stolpert über die Bordsteinkante und fällt in eine tiefe Pfütze. Zum Glück hat es sich mit seinen Ärmchen abgefangen. Das Gesicht ist trocken geblieben. Das Kind weint nicht. Es zetert nicht. Es lacht! Und ich muss auch lachen!

„Ihr Kind ist ein richtiger Draufgänger“

Der Vater hilft seinem Kind wieder auf die Beine. Ohne sich noch einmal umzudrehen, läuft es geradewegs auf mich und meinen Hund zu – auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Den Sturz, das kalte Wasser, den Schrecken hat es bereits vergessen.

„Ihr Kind ist ein richtiger Draufgänger“, sage ich.
„Ja“, lacht der Vater, „sie lässt sich von nichts abschrecken.“
„Gut so“, antworte ich und grinse, weil die Kleine gerade die nächste Pfütze anvisiert.

Freiraum geben und dennoch da sein

Andere Eltern wären vielleicht in Sorge gewesen: Vorsicht, du fällst hin. Nicht durch die Pfütze. Du wirst nass. Du erkältest dich. Pass auf. Langsam. Aber nein. Der Vater lässt seinem Kind Freiraum. Es kann eigene Erfahrungen sammeln. Er versucht nicht, jeden Schritt seiner Tochter zu kontrollieren. Und wenn sie fällt, dann macht er kein Drama daraus, sondern reicht ihr die Hand und sagt: „Alles gut. Nichts passiert.“ Und weiter geht’s! Das Kind weiß: Mein Papa ist ganz in der Nähe. Mit dieser Sicherheit im Rücken lässt es sich gut durch die Welt toben.

Auch Gott traut mir mein Leben zu

Unser Verhältnis zu Gott gleicht dem einer vertrauensvollen Eltern-Kind-Beziehung. Gott wendet sich mir zu wie ein liebevoller Vater oder eine tröstende Mutter. Mein Verhältnis zu Gott ist von einem tiefen Vertrauen geprägt: Gott kennt mich. Er traut mir das Leben zu. Er glaubt an mich. Gott nimmt mich, wie ich bin. Mit meinem Gott kann ich durch Pfützen gehen oder „über Mauern springen“ (Ps. 18,30). Und wenn ich hinfalle, stehe ich wieder auf. Gott stärkt mir den Rücken.     

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