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Bild: unsplash / Daniel Levis

Die Zeit rast

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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„Es war Zeit“ - Das ist der Titel eines italienischen Filmes. Ich habe ihn vor einiger Zeit gesehen und er hat mich lange beschäftigt. Eduardo und Barbara lernen sich auf einer Party kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Bald darauf heiraten sie. Dann hat Eduardo Geburtstag. Er wird 40. Barbara überrascht ihn. Aber er kann sich nicht wirklich freuen. Gehetzt eilt er von einem Termin zum nächsten. Am Abend kommt er zu spät zu seiner Überraschungsparty. Barbara und auch die Freunde sind enttäuscht. Dann passiert etwas Seltsames:

Plötzlich erlebt Eduard nur noch seine Geburtstage

Als der Wecker das nächste Mal klingelt, hat Eduardo schon wieder Geburtstag. Es ist ein ganzes Jahr vergangen. Und so geht es weiter: Eduardo erlebt nur noch seine Geburtstage. An die Zeit dazwischen hat er keine Erinnerung. Er wird Vater, macht Karriere, wird befördert. Seine Ehe gerät in die Krise. Es folgt die Trennung. Eduardo wird von Jahr zu Jahr unglücklicher.

Die Zeit rast

Seine Freunde sagen: „Ja, so ist das in unserem Alter. Da vergeht die Zeit wie im Flug“. Aber für Eduardo ist es tatsächlich so. Ein Leben im Zeitraffer. Nur ein paar gelebte Tage und ein Lebensjahrzehnt liegt hinter ihm. 

Die Zeit rast. Sie vergeht viel zu schnell. Dieses Gefühl kenne ich auch. Und weil die Zeit begrenzt ist, stellt sich die Frage: Wie möchte ich leben? Wie und mit wem meine Zeit verbringen? 

Eduard setzt neue Prioritäten

Eduardo erkennt: Er hat die Prioritäten falsch gesetzt. Arbeit und Termine dürfen nicht das ganze Leben bestimmen. Die Menschen, die er liebt, hat er verloren. Sein Lebensstil macht ihn einsam. Und so trifft er eine Entscheidung. Spontan verabredet er sich mit seinem besten Freund. Sie holen nach, was sie seit 10 Jahren nicht geschafft haben: Sie gehen auf den Rummel. Dann verbringt Eduardo Zeit mit seiner Tochter. Sie albern herum, spielen, lassen sich treiben. Einfach so. Sie leben im Augenblick – und freuen sich an der gemeinsam verbrachten Zeit. 

Tempo rausnehmen

Eduardo hat gelernt, Tempo aus seinem Leben herauszunehmen. Dadurch hat er den Bann gebrochen: Die Zeit schreitet nicht länger im Takt der Jahre voran. Er ist nicht mehr der Gehetzte und Getriebene. Er genießt das Leben mit den Menschen, die ihm wichtig sind.  
 

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