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Wir können nur noch beten
Bild: Pixabay

Wir können nur noch beten

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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„Wir können nur noch beten.“ In einem Onlineportal hab ich letzte Woche diese Überschrift gelesen. Neugierig hab ich erfahren: Da haben sich mehr als 100 Menschen in Südfrankreich zu einer Bittprozession aufgemacht. Raus in die Natur. Und sie haben den Heiligen Gauderique, den Schutzpatron der Bauern in der katalanischen Region, um Regen gebeten. Nach mehr als 150 Jahren Unterbrechung der Prozession. Weil sie sich keinen Rat mehr wissen. Denn in der Nähe von Perpignan, einer Stadt in Südfrankreich, hatte es im Winter fast zwei Monate am Stück nicht geregnet. Und die Trockenheit hatte schon im letzten Jahr in dieser Gegend die Landwirtschaft bedroht. Alles die Folge des Klimawandels.

Die Natur in voller Blüte

Solche Prozessionen im Mai haben Tradition. Ich erinnere mich: In meiner Kindheit wurden an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt in meiner Weinbaugemeinde im Rheingau Flurprozessionen gefeiert. Und ab dem 3. Mai wurde Gott um gedeihliches Wetter für die Felder und um gute Ernte gebeten. Jetzt steht die Natur in voller Blüte. Aber der Blick richtet sich schon auf die bevorstehende Ernte: „An Gottes Segen ist alles gelegen", sagt man sprichwörtlich. Deswegen gibt’s Prozessionen und Flurumgänge an Orten, wo Landwirtschaft Bedeutung hat. Jetzt ist die Zeit, in der sich entscheidet, ob es eine gute Ernte wird oder ob Unwetter womöglich zu Missernten führen.

Die Trockenheit hat damit zu tun

Aber es stellt sich doch die Frage: was bringt das? Und müsste man nicht anderes tun gegen den Klimawandel? Die Trockenheit hat mit der Klimakrise zu tun – und die ist durch menschliches Handeln gemacht. Wir Menschen können was gegen den Klimawandel tun. Statt jede Strecke mit dem Auto zu fahren, kann ich radeln oder bei weiteren Wegen öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Ich kann meinen Konsum einschränken und zum Beispiel bei Lebensmitteln regional und saisonal einkaufen. Und ich kann natürlich versuchen, Strom und Wasser zu sparen. Das schont die Natur, aber auch meinen Geldbeutel.

Was kann ich tun?

Darum bitte ich Gott in den Prozessionen: Dass wir es noch schaffen mit den Klimazielen, dass viele Menschen mitmachen und etwas für Schöpfung und Klima tun. Ich bitte Gott, dass er mir hilft, mein Leben immer wieder zu überprüfen und zu schauen: Was kann ich tun? Und ich traue Gott zu, dass er seinen Teil dazu beiträgt, dass es gut geht mit unserem Klima und unserer Erde – und dass hoffentlich Regen fällt in Südfrankreich.

Weitere Infos / Linktipps:
https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/april/wir-koennen-nur-noch-beten-frankreich-nach-der-winterduerre /
https://www.domradio.de/artikel/landwirte-suedfrankreich-beten-bei-prozession-um-regen

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