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Ruhig Brauner!
Bild: Pixabay / Susann Mielke

Ruhig Brauner!

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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„Ruhig, Brauner!“ Diese Redewendung kommt nicht aus einem Wild-West-Film und sie ist schon gar keine diskriminierende Beleidigung.

„Ruhig Brauner“ - Woher die Redewendung kommt

Sie stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert und der Welt der Oper. In Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ kommen sich zwei Pferde zu nahe und treten aus. Und die Walküre, eine Botin, die die gefallenen Krieger und ihre Rosse ins Totenreich geleitet, sagt in Richtung des Pferdes: „Ruhig, Brauner! Brich den Frieden nicht!“

Bis heute fällt dieses Zitat, wenn es in Diskussionen hoch hergeht. „Hallo! Ruhe bewahren. Einen Gang zurückschalten. Nicht aus der Aufregung heraus um Dich treten!“

„Ruhig, Brauner!“ - diese Worte sind nach wie vor aktuell

„Ruhig, Brauner!“ Die Worte gehören eigentlich als Textbaustein auf PC und Handy gespeichert: Mit so Manchem gehen in Internet- und Socialmedia-Kommentaren die Pferde durch. Höflichkeit gerät oft unter die Hufe. Menschen werden regelrecht umgepflügt. Da täte ein kurzes: „Ruhig, Brauner! Brich den Frieden nicht!“ gut. Für weitere Argumentescheinen Viele in ihrem Empörungsmodus ohnehin nicht offen.

Oft genug schwappt das übers Internet auch auf den Umgang miteinander über. Kaum hat ein Politiker einen Satz ausgesprochen oder einen Vorschlag gemacht, wird „zerrissen“: meist nicht allein der Beitrag, sondern der Mensch gleich mit.

Eine hilfreiche Empfehlung aus der Bibel

Das Phänomen ist allerdings nicht neu. Eine hilfreiche Empfehlung lautet bereits in der Bibel: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Jakobus 1, 19). Das ist sozusagen die Langfassung von „Ruhig, Brauner!“.

Und die Begründung: „Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist!“ (Jakobus 1, 20)

Aufgebracht sind wir eher wie Trampeltiere

Aufgebracht oder im Zorn sind wir eher wie Trampeltiere. Ohne Zeit zum genauen Hinhören, Verstehen-Wollen und Nachdenken, kommt meist nichts Gutes oder Liebevolles heraus – weder über die Lippen noch über die Tastatur.

Leidenschaftlich Diskutieren und um Positionen ringen sollte eine Frage der Argumente sein – nicht der PS, der Pferdestärke, die man in Sache Rage an den Tag legt.

Stark ist, wer sich im Zaum halten kann

Um beim Pferdebild zu bleiben: Stark ist, wer sich im Zaum zu halten weiß.

Eine Nacht drüber schlafen, bevor man einen Kommentar raushaut. Nochmal die Wortwahl gegenchecken - und ab und an zu sich selbst sagen: „Ruhig, Brauner! Brich den Frieden nicht!“

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