Mutiger Einsatz für das Leben
Bild: Pixabay

Mutiger Einsatz für das Leben

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

Schon als Schüler hab ich vom Kardinal Graf von Galen gehört. Und ich hab ihn wie einen Helden bewundert: Als Münsteraner Bischof hat von Galen in der NS-Zeit extremen Mut bewiesen. Viele Menschen haben ihm damals einen inoffiziellen Ehrentitel gegeben: „Löwe von Münster“.

Ein Bischof als Kämpfer für das Leben

Von Galen hat sich bald nach Hitlers Machtergreifung gegen die Rassenlehre der Nazis ausgesprochen. Und in einer von mehreren berühmten Predigten hat er 1941 die Euthanasie angeprangert. Also die Ermordung geistig behinderter Menschen. Sie galten bei den Nazis als lebensunwertes Leben. Von Galen sagte mit bestechender Logik: Wenn man den Grundsatz aufstellt, dass man unproduktive Menschen töten dürfe, dann seien letztlich alle Menschen bedroht, wenn sie alt und schwach werden. Vor allem appellierte er in der Predigt an das christliche Gewissen: Das Gebot „Du sollst nicht töten“ muss ihm zufolge unbedingt beachtet werden. Die Nazis haben von Galen scheinbar gewähren lassen. Wegen ihm wollten sie keinen Konflikt mit den Katholiken. Goebbels verkündete jedoch intern: Nach dem so genannten Endsieg werde man sich an dem Geistlichen rächen.

Auch Helden können enttäuschen

Von Galens Courage imponiert mir heute noch genau so wie damals, als ich zum ersten Mal vom „Löwen von Münster“ gehört hab. Aber inzwischen verehre ich ihn nicht mehr so wie als Kind. Denn jenseits seiner Haltung zum Nationalsozialismus ist mir vieles fremd, was er theologisch und politisch vertrat. Von Galen war ein sehr konservativer Kirchenfürst. Die deutsche Demokratie und Reformen in der Kirche sah er äußerst kritisch. Als ich davon erfahren hab, bin ich erst ziemlich enttäuscht gewesen. Ich konnte ihn nicht mehr als rundum bewundernswerten Helden ansehen.

Ansporn zur Zivilcourage

Aber auch das ist lange her. Inzwischen sehe ich ihn differenziert. Und ich finde: Durch seinen Mut und sein Gottvertrauen ist er immer noch ein Vorbild. Wenn ich mich heute, an seinem Gedenktag, an sein Engagement gegen die Nationalsozialisten erinnere, kann mir das Kraft vermitteln. Um in meinem eigenen Alltag Zivilcourage zu zeigen. Und mich für andere einzusetzen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren