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Spaß an Sprache tut einfach gut
Bild: Pixabay

Spaß an Sprache tut einfach gut

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Es war, wenn ich mich recht erinnere, mein erstes Lieblingsgedicht. Dabei ist es weder besonders tiefsinnig noch weise. Ich mochte es als Kind, weil es für mich purer Quatsch war. Der recht bekannte Text wirft schon in der ersten Zeile alle Logik-Regeln über Bord: Sie heißt: „Dunkel war´s, der Mond schien helle“. Anschließend geht es um jede Menge weiteren Unsinn. Zum Beispiel um ein Auto, das „blitzesschnelle langsam um die Ecke fuhr“. Oder um einen Hasen, der „auf einer Sandbank Schlittschuh lief“.

Gedichte mit Tiefsinn und Unsinn

Ausgerechnet dieser Gedichtanfang ist mir spontan eingefallen, als ich gehört hab: Heute ist der UNESCO-Welttag der Poesie. Mich hat es gewundert, dass ich mit so einem seriösen Gedenktag erst mal nicht Ehrwürdigeres verbinde als ein Quatschgedicht. Dabei bin ich doch Deutschlehrer.

Die Faszination der Worte

Aber dann hab ich gemerkt: Eigentlich find ich es ein gutes Zeichen, dass ich bei „Poesie“ nicht gleich an künstlerische Höhenflüge und philosophischen Tiefsinn denk. Denn über all dem Interpretieren in meinem Alltag hab ich anscheinend immer noch abgespeichert: Beim Thema Poesie geht es letztlich um Spaß an Sprache. So, wie ich ihn als Kind bei den Nonsense-Versen empfunden hab. Also um die Faszination, die Wörter, Verse und Reime ausstrahlen.

Poesie und Lieder schenken Hoffnung

Inzwischen hab ich natürlich festgestellt: Poesie kann unendlich mehr als mich zum Kichern bringen wie damals. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt zum Beispiel ein Vers von Hermann Hesse. Er hat mir schon oft Hoffnung gegeben. Ich denk auch an die aufrüttelnde Botschaft in einem Song, den Janis Joplin gesungen hat: Freiheit ist letztlich ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat

Den Spaß an der Sprache feiern

Aber am heutigen Welttag der Poesie will ich einfach mal meinem ersten Impuls folgen: Den Tiefsinn links liegen und den puren Spaß an Sprache hochleben lassen. Wie ging das eigentlich in den übrigen Strophen des ziemlich langen Gedichts „Dunkel wars, der Mond schien helle“ weiter? Ich schau das gleich noch mal nach. Und feier so ganz alltagstauglich und unbeschwert beim Welttag der Poesie mit. Damit ich auch in der nächsten Zeit wieder mehr im Blick hab und weitergeben kann: Spaß an Sprache tut einfach gut. Und ist ein Stück Lebensqualität.

 

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