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Das Glück im Aktenordner
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Das Glück im Aktenordner

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute hat eine wunderbare Sache eine Art runden Geburtstag: das Glück. Seit genau zehn Jahren wird am 20. März der „Weltglückstag“ gefeiert. Das ist eine hochrangige Angelegenheit: Die Vereinten Nationen haben ihn ins Leben gerufen.

Happy birthday, Weltglückstag!

Ich find es gut, dass das Thema „Glück“ so eine Bühne bekommt. Denn die Botschaft der Vereinten Nationen leuchtet mir ein: Auch bei der Glückssuche muss die Menschheit heute den ganzen Globus im Blick haben und sich als Team verstehen. Die Suche nach Glück darf kein Wettlauf von lauter Einzelkämpfern sein, die ständig ihre Ellenbogen ausfahren. Und dabei ist es egal, ob diese Einzelkämpfer nun Personen, Nationen oder Unternehmen sind. Die Initiatoren des Weltglückstags sagen sinngemäß: Glück für alle Menschen kann es spätestens jetzt in unserer globalisierten Welt nur dann geben, wenn auch Gerechtigkeit und eine intakte Umwelt eine Rolle spielen. Und nicht nur ein möglichst großer materieller Wohlstand.

Das globale und das kleine Glück

Allerdings merk ich auch: Bei meiner eigenen, kleinen Glückssuche im Alltag mutier ich selbst oft zum ich-fixierten und materialistischen einsamen Cowboy: Ich achte dann etwa wie ein Schießhund darauf, dass mir keiner eine Parklücke wegschnappt. Oder ich verpulvere nach einem anstrengenden Tag einfach mal ein paar Euros, weil ich mich mit irgendeinem Kram belohnen möchte, den ich eigentlich nicht brauche.

Glücksmomente sammeln...

Vor einer Weile hab ich aber ein kleines Gegenmittel geschaffen. Es wirkt nicht immer, aber verblüffend oft: Ich hab nämlich in einen alten Aktenordner kunterbunte Erinnerungen an glückliche Momente abgeheftet. Und ihn mitten in das Regal mit den dienstlichen Ordnern hineingestellt, die ich fast jeden Tag brauche. Wenn ich mir diesen Ordner schnappe und in ihm blättere, fällt mir wieder ein: Wirklich schöne Glücksmomente haben oft gar nichts mit materiellen Errungenschaften oder erfolgreichen Konkurrenzkämpfen zu tun. Sonden einfach mit schönen Begegnungen. Bei diesem besonderen Aktenstudium freue ich mich dann über hingekritzelte liebe Nachrichten von Freunden. Oder ein selbst gemaltes Bild von einem Schüler. Oder ein kniffliges Quiz, das mal Nachbarn für uns entworfen haben.

... genießen und verschenken

Ich nehm mir daher vor: Heute, am Weltglückstag, werd ich mir mal wieder den Ordner anschauen. Und darüber nachdenken, wie ich ganz unkompliziert und dennoch wirkungsvoll Glück im Alltag finden und weitergeben kann. 

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