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Wenn Kinder Kinder töten
picture alliance/dpa/ Roberto Pfeil

Wenn Kinder Kinder töten

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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Anmoderation: Am 11. März 2023 wurde die zwölfjährige Luise aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen ermordet. Zwei gleichaltrige Mädchen haben die Tat gestanden. Wie können Kinder so etwas Böses tun? Dazu der hr1 Zuspruch von Pfarrer Martin Vorländer von der evangelischen Kirche.

In der Bibel gibt es den Satz: "Das Blut schreit von der Erde zu Gott." (1. Mose 4,10) Seit dem Samstag vor einer Woche schreit das Blut von Luise zu Gott. Die Zwölfjährige aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen wurde erstochen.

Nicht mehr lachen, großwerden, ins Leben gehen

Ihre Eltern können jetzt nicht mehr erleben, wie ihre Tochter morgens zur Schule aufbricht. Sie werden ihr Lachen nicht mehr hören und nicht sehen, wie Luise groß wird, sich verliebt, einen Schulabschluss macht und überlegt, was sie werden will. Ihr Blut schreit von der Erde zu Gott.

Trauer, Wut und großes Erschrecken

Zur Trauer und Wut kommt das Erschrecken darüber, dass die beiden mutmaßlichen Täterinnen selbst Kinder sind. Eine Zwölf- und eine 13-Jährige haben die Tat gestanden. Sie sind nicht strafmündig. Darum wird es keinen Gerichtsprozess geben. Das Jugendamt hat die beiden Mädchen aus ihren Familien herausgenommen. Sie sind in der Obhut des Jugendamtes.

Warum?

Warum tun Kinder etwas so Böses? In der Bibel gibt es einen Satz, über den ich jedes Mal erschrecke. Er heißt: "Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf." (1. Mose 8,21)

Das ist eine schreckliche Wahrheit. Wir Menschen sind zu allem fähig – zum Guten und zum abgrundtief Bösen. Von klein an. Das erschüttert zutiefst. Dass hier zwei Kinder ein anderes Kind getötet haben.

Mit der schrecklichen Tat leben

Es ist richtig, dass die beiden an einen geschützten Ort gebracht worden sind, dass Psychiaterinnen und Psychologen sich kümmern. Die Mädchen werden mit ihrer Tat leben müssen. Luises Blut schreit weiter zum Himmel.

Das Kainsmal zeichnet und schützt

In der Bibel macht Gott ein Zeichen am ersten Mörder der Menschheit, an Kain. Es zeigt, was Kain getan hat. Aber es ist auch ein Schutzmal, damit andere ihn nicht erschlagen. Kain muss mit seiner Schuld leben lernen, damit er nicht wieder zum Täter wird.

Hoffnung für Luise

Das Blut von Luise schreit zum Himmel. Mein Glaube und meine Hoffnung ist: Gott hört und sieht, was ihr angetan wurde. Gott nimmt Luise in seine Obhut und trägt sie in den Himmel. 

Zum Foto: Es zeigt das Kondolenzbuch, das in der Evangelischen Kirche in Freudenberg zum Gedenken an Luisse ausliegt. Als erste hat sich die Bürgermeisterin eingetragen. Daneben brennt eine Kerze.

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