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Mal die Perspektive wechseln
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Mal die Perspektive wechseln

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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Unterschiedliche Perspektiven sind wichtig! Das lese ich in diesen Tagen immer wieder in den Zeitungen, wenn es z. B. um die Aufarbeitung der Coronakrise geht. Es gibt eben nicht nur die eine, sondern eben auch die andere Perspektive. Ähnlich wie bei einer Münze, die bekanntlich auch zwei Seiten hat. Nur so gelingt es Dinge, richtig und umfänglich zu beurteilen. Was für "Dinge" gilt, ist auch in der Begegnung mit Menschen wichtig. Da ertappe ich mich manchmal selbst, dass ich Menschen in eine Schublade stecken möchte, ohne sie wirklich zu kennen. Damit mir das nicht so leicht geschieht, denke ich gerne an die indianische Redensart: "Urteile nicht über einen anderen, wenn du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist." Diese Redensart zeigt ebenfalls, wie wichtig es ist, die eigene Perspektive hin und wieder mal zu hinterfragen oder gar zu wechseln. Und das gilt im Kleinen wie im Großen. Christen sind in diesen Tagen der Fastenzeit zu solch einem Perspektivwechsel eingeladen, mal genauer und tiefer hinzuschauen. Auf die eigene Glaubens- und Lebensperspektive. Die heutige Tageslesung hält dazu gleich eine Anregung zum Perspektivwechsel parat. Da heißt es: "Der Größte unter euch soll euer Diener sein."

Nicht das eigene ICH ist der Mittelpunkt

Für meine Glaubensperspektive heißt das: Ich frage mich ganz ehrlich: Wer ist der Größte für mich. Richte ich mein Leben noch an Gott aus oder werde ich zum Herrn, der selbst die Maßstäbe setzt? Es tut gut, mir von Zeit zu Zeit dies bewusst zu machen, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Er ist der Herr und ich bin sein Geschöpf. Diese Wirklichkeit, dass ich Teil des Ganzen bin, kann Ruhe und Gelassenheit schenken. Es dreht sich eben nicht alles um mich! Ich bin nicht das Zentrum der Welt! Und das lenkt unweigerlich den Blick auf meinen Nächsten, auf meine Lebensperspektive. Wie steht es um diese? Der Größte soll euer Diener sein. Auch hier lädt die Fastenzeit dazu ein, Gutes zu tun. Waisen zu ihrem Recht zu verhelfen und für die Witwen einzutreten. Das sind die Worte der Bibel. Sicherlich lassen sich diese Worte ergänzen. So z. B.: Sorgt euch um die Flüchtlinge. Kümmert euch um eure Nachbarn. Verbringt Zeit mit euren Lieben. Vielleicht fallen Ihnen noch ganz andere Dinge ein, bei denen es sich lohnt, die Perspektive zu wechseln. Ich bin davon überzeugt: Wer sich traut, die Perspektive zu wechseln, sieht tiefer und mehr vom Leben.

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