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Missbrauch in der Kirche
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Missbrauch in der Kirche

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Jetzt gibt es also auch im Bistum Mainz eine Studie, die Grauenhaftes aufzählt: den Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch Kirchenmitarbeitende seit 1945. Erschreckend ist, wie in der Kirche damit umgegangen wurde: Es wurde vertuscht, verheimlicht, verschwiegen, von der Kirchenleitung, aber auch von den Gemeinden. Natürlich sind die Leitungen von heute erschüttert, gestehen Versagen, geloben Veränderungen.

Klerikalisus und männerbündische Strukturen

Aber auch wenn der Missbrauch heutzutage eher zur Anzeige kommt und die Kirche mit dem Staat zusammen arbeitet: Innerhalb der kirchlichen Strukturen ändert sich wenig: Der Klerikalismus und die männerbündischen Strukturen müssen aufgelöst werden, das Pflichtzölibat muss aufgehoben werden, Gewaltenteilung und Veränderung der Entscheidungsstrukturen müssen kommen.

Zu wenig Konsequenzen

All dies sind wichtige Konsequenzen, kaum etwas davon ist realisiert. Ganz im Gegenteil: Gerade in dieser Woche bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz hat der Vertreter des Vatikans in Deutschland all dem wieder eine klare Absage erteilt. Da haben es Reformen schwer, auch wenn Bischöfe dazu stehen.

Kirchenaustritt?

Da kann ich es gut verstehen, wenn Menschen sich abwenden von der Kirche, austreten. Kirchenmitgliedschaft ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit mehr, im Gegenteil. Und ich habe neulich gelesen: Nicht der Austritt muss begründet werden, sondern das Bleiben. Ja, das ist richtig. Gerade nach der Veröffentlichung einer solchen Studie wird das deutlich.

Warum ich bleibe

Auch mich erschüttern die Berichte immer wieder, und ich finde es ganz furchtbar, was Menschen in der Kirche erleben mussten. Warum ich trotzdem bleibe: Zunächst einmal, weil ich eine lange Geschichte mit der Kirche habe, auch als Mitarbeiterin. Es ist ein großer Teil meines Lebens. Das kann ich nicht so einfach abstreifen, wie ein Kleid, das mir nicht mehr gefällt. Und weil ich in dieser Zeit auch viel Gutes erfahren habe, viele Menschen, die sich engagieren, im Einsatz für Gerechtigkeit, für Menschen in Not, für die Schöpfung.

Weil sich schon etwas bewegt

Und weil ich mit meinen Vorstellungen von einer anderen, besseren Kirche nicht allein da stehe, andere sehen das auch so, mittlerweile sogar die meisten Bischöfe.  Und weil sich schon etwas bewegt, wenn auch in viel zu kleinen und mühsamen Schritten. Es ist nun mal mühsam, Institutionen zu verändern oder sogar einen Kulturwandel zu schaffen. Noch bin ich der Meinung, dass es sich lohnt, trotz alledem. 

Auftreten statt austreten

Oder wie es ein Missbrauchsbetroffener im Fernsehen ausdrückte: Laut auftreten statt austreten.

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