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„Du bist doch nur ein Mädchen, geh weg!“
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„Du bist doch nur ein Mädchen, geh weg!“

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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„Du bist doch nur ein Mädchen, geh weg!“ So haben die drei Nachbarjungen zu mir gesagt. Da war ich ungefähr sechs Jahre alt. Die Jungs waren nur wenig älter und sind auf ihren Fahrrädern ständig unterwegs gewesen. Das sah so cool aus. Da wollte ich einfach dabei sein. An einem sonnigen Vormittag bin ich auf meinem Fahrrad einfach hinter ihnen her. Da haben die drei angehalten und gesagt: „Du bist nur ein Mädchen, geh weg!“  Ich bin so beleidigt gewesen. Ich wollte doch nur dabei sein. Einfach zur Fahrradtruppe gehören.

Wie gestalte ich meine Arbeit?

An diese Situation musste ich denken, als ich bei mir auf der Arbeit einen Anti-Diskriminierung-Workshop besucht habe. Da ist es um die Mechanismen von Diskriminierung gegangen. Vor allem um das Thema Macht. Jede / jeder von uns konstruiert mehr oder weniger die eigene Wirklichkeit. Dazu gehört zum Beispiel: Wie gestalte ich meine Arbeit? Gerade auf der Arbeit schaffen wir gerne ein Miteinander, bei dem so viele wie möglich mitmachen.

Erfindung von neuen Kategorien

Und was passiert, wenn dann neue Kolleg*innen dazukommen? Jeder im Team kennt die eigene Rolle, die eigenen Privilegien. Und wenn jemand Neues kommt, dann liegt Veränderung in der Luft. Das wollen aber viele nicht, denn das bedeutet, die eigene Rolle ändert sich oder man verliert vielleicht Privilegien. Um die Macht zu sichern, werden dann von der Gruppe oft einfach neue Kategorien erfunden.

Will für ein Ende sorgen

In meinem Fall damals: Mädchen gehören nicht zur Fahrradtruppe. Es ging damals und auch heute nicht um Wahrheiten, sondern um Konstruktionen. Auch in meiner katholischen Kirche existieren noch etliche solcher Konstruktionen und Diskriminierungen. Mir ist in dem Workshop noch mal klargeworden: Ich will mit dafür sorgen, dass die aufhören. Und dass heute niemand mehr zu hören bekommt: „Du bist doch nur ein Mädchen.“
 

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