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Doppelspitzen im Bistum Limburg
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Doppelspitzen im Bistum Limburg

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Es gibt etwas Neues in der katholischen Kirche – hier im Bistum Limburg zumindest. Seit Januar dieses Jahres gibt es in wichtigen Leitungsaufgaben Doppelspitzen, also Leitung im Team. Die katholische Kirche ist da nicht die Vorreiterin – in der Politik, in Verbänden oder Unternehmen sind Leitungsaufgaben schon seit längerem mit Doppelspitzen besetzt, oftmals mit einem Mann und einer Frau.

Zwei verschiedene Personen können sich ergänzen

Doppelspitzen haben sich verbreitet, weil sich zeigt: Komplexe Situationen sind besser zu bewältigen, wenn zwei verschiedene Personen Ideen und Lösungen entwickeln: Wenn zum Beispiel die eine besser mit Konflikten umgehen kann und der andere ein kreativer Kopf ist. Wenn unterschiedliche Berufs- und Lebenserfahrungen einfließen können. Damit das gut klappt, braucht es regelmäßige Absprachen und die Bereitschaft, im Team zu arbeiten. Klar gibt es auch da Konflikte, aber in der Summe sind die Erfahrungen sehr gut.

Unabhängige Kontrollinstanzen gab es viel zu wenig

In der katholischen Kirche kommt noch etwas hinzu: Die fürchterlichen Verbrechen des Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen wurden begünstigt durch das kirchliche System. Das hat Verantwortung bzw. Macht auf einzelne Personen konzentriert, meistens waren das Priester. Unabhängige Kontrollinstanzen oder ein echtes Gegenüber gab es viel zu wenig. Das wird jetzt an vielen Stellen anders.

Das Vier-Augen-Prinzip erschwert Gemauschel oder Vertuschung

Die Doppelspitzen im Bistum Limburg sind auf verschiedenen Ebenen eingeführt worden: in der Leitung des ganzen Bistums und in den Regionen. Meistens nehmen dort jetzt eine Frau und ein Mann zusammen Leitung wahr, wie in Frankfurt zum Beispiel. Das Vier-Augen-Prinzip wird in diesen Leitungsaufgaben zur Regel. Gemauschel oder Vertuschung innerhalb des Systems werden so deutlich erschwert, hoffentlich ganz verhindert.

Dazulernen und sich hoffentlich zum Besseren verändern

Ich finde das sehr gut und es zeigt mir: Selbst eine so schwerfällige Institution wie meine katholische Kirche kann dazulernen und sich hoffentlich zum Besseren verändern. Doppelspitzen können dazu beitragen.

Auch Jesus hat die Jünger zu zweit losgeschickt

Und wenn ich die Bibel aufmerksam lese, hat Jesus dieses Prinzip auch praktiziert, auch wenn er nicht von Doppelspitzen geredet hat. Aber auch er hat die Jünger und Jüngerinnen zu zweit losgeschickt, um die Botschaft von Gottes Liebe zu verbreiten. Es gibt also schon viel Erfahrung mit Doppelspitzen, auch in der Geschichte der Kirche.

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