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Im letzten Hemd
Bild: robertmc_pixabay

Im letzten Hemd

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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In Frankfurt ist in diesen Tagen eine spannende Ausstellung zu sehen: „Im letzten Hemd“ heißt sie. Menschen haben sich in einer eher ungewöhnlichen Situation fotografieren lassen: So nämlich, wie sie einmal, wenn sie tot sind, im Sarg liegen wollen. So konkret haben sich wahrscheinlich die wenigsten schon mit dieser Frage beschäftigt. Und die Fotos sind richtig bewegend.

Angezogen mit dem, was sie sich als ihr „letztes Hemd“ wünschen

Da sind Menschen zu sehen, auf einem weißen Kopfkissen, mit einer weißen Decke zugedeckt. Angezogen mit dem, was sie sich als ihr „letztes Hemd“ ausgesucht haben: ein junger Mann hat einen Kapuzenpulli an, das Handy hält er in der einen Hand, eine Tasse Kaffee steht direkt neben ihm. Eine Dame mittleren Alters ist in einer pink-blau-orangen Jacke zu sehen, mit Uhr und Schmuck, schön geschminkt. Und ein Karnevalsprinz im vollen Ornat, mit Karnevalsorden und der dazugehörigen Narrenkappe.

Auf einmal war der Gedanke an meinen eigenen Tod sehr nah

In dieser Ausstellung im Frankfurter Haus am Dom sind auch die Besucher:innen gefragt: Eine Fotobox lädt  dazu ein, sich selbst in dieser Situation zu fotografieren. Wer kein eigenes „letztes Hemd“ dabei hat, kann sich eines ausleihen - eine Auswahl von Hemden stehen zur Verfügung, die von Schüler:innen der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode gestaltet wurden, wunderbar geschneidert und teils kreativ bedruckt. Ich habe mich für ein schlichtes, sehr feines entschieden und gemerkt: Das macht etwas mit mir! In dem Moment, in dem ich für das Foto „Ich im letzten Hemd“ bereit war, war der Gedanke an meinen eigenen Tod auf einmal sehr nah. Was wäre, wenn ich jetzt wirklich tot wäre? Von wem hätte ich Abschied nehmen müssen und wie? Und wie werde ich vor Gott stehen, wenn ich wirklich gestorben bin?

Dieser Moment ging mir nah und stieß Fragen an

Das ging mir ganz schön nah – und ich bin dankbar für diesen Moment und für diese Fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Und was darf ich auch ein bisschen gelassener sehen? Wenn ich das Foto sehe, das ich in der Ausstellung gemacht habe, fallen mir diese Gedanken wieder ein. Und ich hoffe darauf, wenn es eines Tages soweit ist: Dass ich, egal in welchem letzten Hemd, dann bei Gott willkommen bin.

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