Zum Glück gibt's kahle Bäume
Die Bäume vor meinem Balkon sind kahl. Ein ziemlich trostloser Anblick. Da würde ich bei Schmuddelwetter manchmal lieber die Rollläden runterlassen und mir stattdessen ein paar Fotos vom Sommerurlaub anschauen.
Manchmal wirkt alles trostlos
Nicht nur die kahlen Bäume und die trüben Wintertage können ans Gemüt gehen. Die Nachrichten sind meistens genauso trostlos. Immer wieder geht’s da um Katastrophen und Kriege. In Äthiopien, im Jemen und in der Ukraine. Bilder von zerstörter Natur oder zerbombten, fensterlosen Häusern.
Natürlich kann ich auch mal die Nachrichten reduzieren und einen schönen Film anschauen. Aber die Augen zu verschließen und die Rollos im Wohnzimmer dicht zu machen, geht auch irgendwie nicht.
Ein anderer Blick
Deshalb bin ich froh, dass mir die laublosen Bäume auch einen anderen Blick freigegeben haben, den ich vorher nicht hatte. Den Blick auf den Himmel. Wenn die Sonne scheint, schickt sie ihre Strahlen durch die Äste hindurch. Und das Nachbarhaus, von dem ich im Sommer nur Dach und Schornstein sah. Jetzt sehe ich meine Nachbarn auf dem Balkon werkeln, sodass wir uns zuwinken können. Und abends leuchtet aus einigen Fenstern ein warmes Licht zu mir herüber.
Über den Tellerrand hinweg schauen
Das hat mir geholfen, weiter zu sehen. Ausschau zu halten. Und das auch bei den Nachrichten-Themen. So habe ich entdeckt, dass ein Kollege von mir in seiner Kirche etwas auf die Beine gestellt hat, zusammen mit einer Hilfsorganisation. Sie helfen in Charkiw und Odessa beim Aufbau von zerstörten Häusern oder durch den Krieg beschädigten Kindergärten. Tausend Häuser sollen bis zum Frühjahr repariert werden, damit die Menschen dort wieder Licht und Fenster in den Wohnungen haben.
Der Blick nach draußen hat sich gelohnt. Er zeigt mir: Es gibt nicht nur Konflikte und Krisen, sondern auch Lösungen und Lichtblicke.
