Geheimnisvolles Licht
Ich bin bei Silke eingeladen. Meine blinde Gastgeberin hat Tee und Gebäck auf den Tisch gestellt. Sie nimmt eine Streichholzschachtel und zieht eine Kerze, die auf dem Tisch steht, zu sich hin. Sie sagt: „Ich mag den Geruch von brennenden Streichhölzern“, zündet eins an und führt es in die Nähe des Dochtes. Dann bläst sie das Streichholz aus und hält beide Hände über die Kerze. So merkt sie, die Kerze brennt noch nicht.
Wohltuendes Kerzenlicht
Kann da nichts passieren?, denke ich. Ein zweiter Versuch. Wieder hält sie beide Hände wie segnend über die Kerze. Nun brennt der Docht. „Ich liebe Kerzenlicht“, sagt sie. „Auch, wenn ich es nicht sehe. Es tut einfach gut zu wissen, dass es brennt.“
Manchmal braucht es ein inneres Licht
Bei mir zu Hause steht ebenfalls meistens beim Frühstück oder Abendessen eine brennende Kerze auf dem Tisch. Allerdings gibt es Zeiten, da brauche ich auch inneres Licht. Immer wieder bin ich im Gespräch mit Menschen. Manchmal auch bei Tee, einem Glas Wein oder einer Flasche Bier. Und dann höre ich von Krisen in der Ehe oder im Beruf. Ein Problem wirft dunkle Schatten in ihr Leben. Dann brauche ich ein anderes Licht.
Trost, der Gefühle erhellt
Was dann nötig wäre, ist Klarheit. Ein einleuchtender Gedanke, der weiterhilft. Ein Trost, der die Gefühle erhellt. Der fehlt mir dann oft. Dann versuche ich Worte zu finden, die helfen, und sehe selbst noch nicht viel. Und weiß nicht, ob das, was ich sagen will, wirklich Licht in die Lebenslage meines Gesprächspartners bringt. Wie es im Innersten eines anderen aussieht, wissen wir ja nur sehr begrenzt. Vieles bleibt selbst dann noch im Dunkeln, wenn wir uns vertrauensvoll öffnen und das Herz ausschütten.
Gottes Licht kann Klarheit geben
Das Licht muss von woanders herkommen. Als Christ glaube ich, dass Gott noch ein anderes Licht hat. Ein Licht, das Klarheit geben kann, wenn meine Gedanken nicht zünden wollen. In der Bibel steht dazu dieser Wunsch: „Gott öffne euch das innere Auge, damit ihr die Hoffnung erkennt, die euch gegeben ist!“ (Epheser 1,18)
Wenn mir ein erhellender Gedanke fehlt, dann erinnere ich mich an den Besuch bei Silke, meiner blinden Bekannten. Sie hat über die Kerze gesagt: „Auch, wenn ich das Licht nicht sehe. Es tut einfach gut zu wissen, dass es brennt“
