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Auftragsgriller
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Auftragsgriller

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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An Weihnachten bekam ich eine Grillzange geschenkt. Auf dieser Grillzange ist mein Name mit dem Zusatz "Auftragsgriller" graviert. Die Grillzange war sicher nicht das teuerste Geschenk, welches ich letzte Weihnachten bekam, aber sicher eines der Schönsten. Nicht, weil es so originell war. Auch nicht, weil ich es dringend brauchte. Sondern weil es durch die Gravur sehr persönlich geworden ist.

Eine Gravur sagt mehr als 1.000 Worte

Auftragsgriller. Das Wortspiel lässt mich nur kurz schmunzeln. Die Aussage dahinter aber lässt mich lächeln. Denn die Grillzange habe ich von meinen Freunden geschenkt bekommen. Sie zeigt mir, dass sie an meinem Leben teilhaben und auch ein Teil sein wollen. Sie wissen, dass ich gerne grille und gleichzeitig geben sie mir mit dem Auftragsgriller auch ein Signal: Lass uns zusammen grillen. Das ist das wahre Geschenk hinter der Grillzange.

Wohlüberlegte Geschenke zeigen mir, wie mich die anderen sehen und sie können mir zeigen, was sie mit mir teilen wollen. Das macht ein Geschenk erst zu einem Geschenk. Nicht nur zu Weihnachten oder an Geburtstagen kann ich mit kleinen Geschenken Menschen zeigen, wie ich sie sehe. Ich kann ihnen zeigen, wie ich das Leben mit ihnen teilen will.

Ein Geschenk hat eine Bedeutung, was bedeutet es dann, dass sich Gott uns geschenkt hat?

Genau genommen braucht es dafür auch gar keine Geschenke, also Dinge, die den Besitzer wechseln. Es braucht doch eher nur Antworten auf die Frage "Was bedeutest du mir?" Gott zeigt mir durch seine Menschwerdung, sein Kreuz und seine Auferstehung immer wieder: Mensch, du bist mir so wichtig, dass ich werden wollte wie du. Du bist so wertvoll, dass ich für dich bis an jedes Ende gehe und du bist so bedeutungsvoll, dass ich für dich kein Ende will, sondern Ewigkeit.

Es braucht kein Weihnachten oder Geburtstag, um den Menschen Geschenke zu machen, die wirklich großartig sind. Und ich muss dafür auch kein Gott sein. Ich muss nur aufmerksam suchen, was ich an den mir wichtigen Menschen liebe – und es ihnen immer mal wieder sagen.

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