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Lebe lieber ungewöhnlich
bild: pixabay

Lebe lieber ungewöhnlich

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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Lebe lieber ungewöhnlich: Der Titel eines Hollywoodfilms aus dem Jahre 1997 geht mir immer mal wieder durch den Kopf. Nicht, weil ich den Film so besonders fand, sondern weil ich den Titel so schön finde.
Ich wünsche mir nämlich, dass mein Leben nicht gewöhnlich ist. Mein Leben soll ungewöhnlich sein oder besser gesagt besonders. Wenn diese plus minus achtzig Jahre, die ich hier auf Erden habe, meine einzige Chance sind, dann möchte ich auch alles herausholen aus diesem Leben, was geht. Und am Ende mag ich in einem Rückblick auf vieles zurückschauen, nur nicht auf Gewöhnliches.

Man lebt schließlich nur einmal: Das Streben nach dem (Außer)-Gewöhnlichen

Ich denke, so geht es ganz vielen Menschen. Und sie versuchen dann genau so wie ich, das Leben so ungewöhnlich zu leben, wie es nur geht. Reisen, Sportarten und andere Hobbys werden unter dem Blickwinkel des ungewohnten ausgesucht. Ja, manchmal kann es sogar die Berufswahl oder Lebensform beeinflussen. Auf meiner eigenen Suche nach dem ungewöhnlichen Leben fällt mir auf, wie viele Menschen nach diesem Ungewöhnlichen suchen. Und wenn ich und sehr sehr viele andere das Ungewöhnliche anstreben, wird es dann nicht gewöhnlich?

Lebe lieber gewöhnlich und finde das Ungewöhnliche in Dir selbst

Auf meiner Suche nach dem Besonderen stelle ich immer wieder fest, dass die Besonderheit eines Lebens nicht an neuen, ungewöhnlichen Reisen oder Hobbies liegt. Vielmehr wird meine Art zu leben doch dadurch ungewöhnlich, wenn ich besonders lebe. Ich kann nämlich den gewöhnlichsten Situationen meines Lebens eine ungewöhnliche Tiefe geben. Viel ungewöhnlicher als der Bungeejump von der Autobahnbrücke ist doch ein ehrlich gemeintes Lob von mir für den nervigen Kollegen. Viel ungewöhnlicher als die großen Reisen um die Welt sind doch die Momente, in denen ich die Normalität der gewöhnlichen Situationen in meinem Leben durch Taten durchbrechen kann, die die Normalität selbst zu etwas Besonderem machen kann.

Mir hilft Gott dabei genau dort im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche zu suchen. Er hat mir die Fähigkeit gegeben für ein ungewöhnliches Leben. Weil ich das Gefühl habe, dass er bei mir ist, mich liebt und mich so annimmt, wie ich bin, habe ich die Lust, ungewöhnlich zu sein. Ungewöhnlich nett, ungewöhnlich ehrlich, ungewöhnlich stark und ungewöhnlich gewöhnlich.

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