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Ich will nicht so bleiben, wie ich bin
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Ich will nicht so bleiben, wie ich bin

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Manche Sprüche aus der Werbung bleiben haften. Bei mir ist das der Satz: „Ich will so bleiben, wie ich bin.“ Er entstammt einer Werbung für Produkte, die kalorienärmer sind und dafür sorgen sollen, dass der Mensch nicht zunimmt. In dem Werbespot lächeln einem attraktive und sehr schlanke Darstellerinnen diesen Satz entgegen. Sie drücken aus: Ich sehe gut aus, habe Idealmaße und das soll auch so bleiben. Und was ist mit den anderen - und das dürften die meisten Menschen sein -  die mit ihrem Gewicht oder Aussehen hadern?

Veränderung kann auch Weiterentwicklung sein

Neulich traf ich eine frühere Freundin nach langer Zeit wieder. Sie sagte: „Mensch, du hast dich ja gar nicht verändert.“ Erst fühlte ich mich gebauchpinselt. Später fand ich die Bemerkung gar nicht mehr so passend, obwohl sie bestimmt nett gemeint war. Ich will nicht so bleiben, wie ich bin. Veränderung gehört zum menschlichen Dasein, man könnte es auch Entwicklung nennen.

Weiterentwicklung durch besondere Herausforderungen

„Bleib, wie du bist!“ klingt so unverrückbar, so festgemauert. In der Bibel, die ein Lebensbuch voller Weisheiten ist, entwickeln sich die handelnden Personen ständig weiter, oft, weil es nicht anders geht. Weil sie vor besonderen Herausforderungen stehen. Abraham zum Beispiel soll seine Heimat verlassen und ins gelobte Land aufbrechen, wo Milch und Honig fließen. Er war eigentlich ganz zufrieden mit seinem Leben - und dann dieser Auftrag von Gott. Er kann sich dem nicht entziehen - und geht los.

Natürlich sind mit diesem Aufbruch Ängste verbunden. Das ist auch heute so. Was wird sein, wenn ich mir eine neue Arbeitsstelle suche? Was wird aus unserer Tochter, wenn sie das Studium schmeißt und etwas Anderes macht? Sich weiterzuentwickeln bedeutet loszulassen, sich abzuwenden von Vertrautem, von Eingeübtem. Veränderung gibt es nicht mal eben so, oft ist sie mit Unwägbarkeiten, auch mit Schmerz verbunden.

„Bleib nicht, wie du bist, sondern lass dich verändern!“

Abraham ist im gelobten Land angekommen. Er ist zum Stammvater ganzer Völker geworden. Wenn der Satz lauten würde: „Bleib nicht, wie du bist, sondern lass dich verändern!“, könnte er für mich ein Lebensmotto sein.

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