Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Schreib mal wieder einen Brief!
Bild: bruno_germany_pixabay

Schreib mal wieder einen Brief!

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
Beitrag anhören:

Einer meiner guten Vorsätze für das neue Jahr lautet: meinen Schreibtisch und alle Schubladen aufräumen. Und tatsächlich bin ich es zügig angegangen. Da hab ich allerlei Dinge gefunden: Sachen, die ich schon lange gesucht habe, und Dinge, von deren Existenz ich schon gar nichts mehr wusste. Und es gab Mengen von Briefumschlägen, Postkarten - sogar Umschläge und Papier für Luftpostbriefe. Luftpostbriefe: Meine Kinder wissen schon gar nicht mehr, was das überhaupt ist. Denn in Zeiten der E-Mails und der sozialen Netzwerke braucht man natürlich all das nicht mehr. Ich habe das Luftpost-Briefpapier und die Umschläge aus meinem Schreibtisch auch weggeworfen.

Einen echten Brief in der Hand halten - keine Email kann das ersetzen

Aber etwas nostalgisch wurde ich schon: Briefe schreiben – und vor allem Briefe bekommen – ist doch eigentlich was sehr Schönes. Und einen echten Briefumschlag in der Hand zu halten, vielleicht auch noch schön gestaltet, das kann keine Email der Welt ersetzen. Doch dann hab ich mich daran erinnert, wie lange das mit den Briefen oft gedauert hat, noch dazu, wenn es um Kontakte weltweit ging. Auch ein Luftpostbrief war keineswegs so schnell, wie das Wort uns weismachen will.

Sind Schnelligkeit und der große Verteiler immer von Vorteil?

Vielleicht hatte das aber auch sein Gutes: eine E-Mail, eine Nachricht auf Twitter, das schreibt sich flott und ist noch schneller an hunderttausend Adressen verschickt. Um einen Brief zu schreiben, braucht es mehr Aufwand. Und erst recht, wenn ich ihn an viele versenden will. Sind die Schnelligkeit und der große Verteiler wirklich immer ein Vorteil? Kann es nicht auch mal gut sein, voller Sehnsucht auf einen Brief warten zu müssen? Sich für das Schreiben Zeit zu lassen? Und nur einen wissen zu lassen, was ich denke und fühle, nämlich den Empfänger des Briefes?

Beides hat seine Vor- und Nachteile

Ich meine, beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich bin froh, dass es Mails und das Internet gibt. Aber ich nehme mir auch vor, bei nächster Gelegenheit, z.B. zu meiner Geburtstagsfeier, mal wieder einen Brief zu versenden, liebevoll gestaltet und handgeschrieben. Mal sehen, wie Familie, Freunde und Freundinnen auf meine nostalgische Anwandlung reagieren.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren