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Erst ärgern, dann ändern
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Erst ärgern, dann ändern

Patrick Smith
Ein Beitrag von Patrick Smith, Evangelischer Pfarrer, Kelkheim
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Beim Reli-Unterricht in der dritten Klasse sitzen wir am Anfang im Kreis. Eine Schülerin zündet eine Kerze an und erzählt, wie es ihr geht. Das kann jeder machen, wer möchte. Danach sollten wir eigentlich mit dem Thema der Stunde anfangen. Aber Mark hat keine Lust. Er möchte gerne jetzt frühstücken, weil das zu Hause nicht passiert ist. Er ärgert sich und das liegt jetzt oben auf. Er kann sich gar nicht richtig konzentrieren.

Wenn unterschiedliche Interessen aufeinander treffen

Ich versuche erst mal, ihn auf die nächste Pause zu verweisen, aber das klappt nicht. Er kann es beim besten Willen nicht, wenn doch das verlockende Brot ihn aus seinem Ranzen anlacht. Ich will aber mit dem Inhalt der Stunde anfangen.

Hier treffen Interessen aufeinander. Ich habe geplant, im Unterricht heute den Propheten Jona kennenzulernen. Der, der im Bauch eines Fisches war. Mark ist aber immer noch sauer, dass er nicht sofort sein Brot verputzen darf. Irgendwo muss dieses Gefühl hin.

Kompromisse finden hilft

Das kenne ich selbst. Wenn mich Ärger so beschäftigt, dass ich ihn nur schwer wegschieben kann. Ich entschließe mich also: Wir treffen wir uns auf halbem Weg. Ich lese ihnen die Geschichte von Jona aus der Kinderbibel vor. In der Zeit können die ihr Brot essen, die großen Hunger haben.

Jona hatte auch keine Lust auf seinen Arbeitsauftrag

Wir merken bald: Was Jona erlebt, hat sogar was mit uns zu tun. Jona ist doch der Prophet, der auf seinen Arbeitsauftrag keine Lust hatte. Der weglief, ins Meer fiel, im Bauch des Fisches überlebte und am Ende doch eine ganze Stadt gerettet hat, wenn auch nur widerwillig.

Mark ruft am Ende der Geschichte mit vollem Mund dazwischen: Ich find Jona sehr sympathisch. Ich muss schmunzeln. Mark hat bei der Geschichte gut aufgepasst und jemanden entdeckt, dem es ähnlich ging wie ihm. Der erst nicht will und dann trotzdem zum Ziel kommt, mit Gottes Hilfe. Das tut gut.

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