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Vom blinden Fleck
Bild: Helmut_Strasil_pixabay

Vom blinden Fleck

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Begegnungen mit dem blinden Fleck finde ich bis heute immer wieder spannend. Dass etwas da ist, und sogar ganz nah ist, aber ich sehe es nicht. Zum Beispiel im Auto. Es gibt tatsächlich eine Stelle, an der jemand, der mich überholt und den ich im Rückspiegel verfolge, plötzlich unsichtbar wird. Um dann ganz nah wieder aufzutauchen.

Den Balken im eigenen Auge sehen sie nicht

In der Bibel ist das im übertragenen Sinne gemeint: Da heißt es: Den Splitter im Auge des anderen sehen sie, aber den Balken im eigenen Auge nicht. (Matthäus 7,3)

Sie selbst hat die Grenzen ihrer Kinder nicht beachtet

Ich habe eine Frau begleitet, die im sozialen Bereich mit Kindern gearbeitet hat. Sie war geschult zu sehen, wenn Erwachsene die Grenzen von Kindern nicht achten. Sie konnte auch gut erkennen, wenn es Kindern nicht gut ging, weil ihre Grenzen nicht beachtet wurden. Aber sie selbst hat die Grenzen ihrer Kinder nicht respektiert. Ihre Kinder haben Symptome entwickelt, die sie bei anderen sofort verstanden hätte. Aber sie ist davon ausgegangen, dass das bei ihr nicht vorkommen kann. Es ist ihr sehr schwergefallen, anzunehmen, was sie getan hat.

Sich selbst immer mal wieder in Frage stellen

Am Ende hat sie gefragt: „Wie hätte ich das früher merken können? Wie hätte ich das verhindern können?“ Sie hat sich dann selbst drauf geantwortet: „Ich glaube, es wäre wichtig, mich selbst immer mal wieder in Frage zu stellen. – Und vielleicht andere ehrlich zu fragen, was sie davon halten, was ich tue. Tatsächlich merke ich jetzt, dass es Versuche gab, mit mir darüber zu sprechen. Aber ich war taub.“

Achtsamer sein für das, was andere mir zu sagen haben

Ich denke: Jeder von uns hat seinen eigenen Balken im Auge. Seinen blinden Fleck. Dieser Gedanke macht mich etwas demütiger. Und er macht mich achtsamer für das, was andere mir zu sagen haben. Ich glaube: Wir brauchen einfach andere Menschen, um den Balken in unserem Auge zu erkennen. Nur dann kann er langsam kleiner werden.

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