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Einheit und Verschiedenheit
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Einheit und Verschiedenheit

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Neulich bin ich mit ein paar Fünfjährigen ins Philosophieren gekommen. Isabelle hat gesagt: „Meine Oma meint, ich bin wie meine Mama“, und dann hat sie empört hinzugefügt: „Aber das stimmt doch gar nicht. Ich bin doch viel kleiner.“ Und schon waren wir mittendrin in einer sehr lebhaften Diskussion. Mark hatte gehört, dass er wie sein Opa ist. Und konnte das auch nicht glauben. Ihr seid eben eine Familie, hab ich erklärt. Da schaut man genau hin: was ist ähnlich und was nicht. Du bastelst vielleicht genauso gerne wie deine Mama. Das ist vielleicht gemeint. Isabelle ist ganz glücklich, dass sie das verstanden hat. „Wenn ich genauso wäre wie die Mama, dann wäre ich ja die Mama und wir wären gar nicht zwei“, sagt sie. Mark, der schon ein Jahr älter ist, sagt: Genau, in der Familie sind ja alle ein bisschen ähnlich. Aber nicht ganz. Sonst wär es keine Familie. Recht hat er. Und die Unterschiede haben große Vorteile.

Unterschiede können ein Gewinn sein

Isabelle erklärt das so: „Ich kann Sachen besser unter dem Sofa finden und Mama kann besser oben im Schrank nach was gucken.“ Eigentlich ist das doch immer so, denke ich mir: Je unterschiedlicher die Menschen, umso mehr gewinnen sie, wenn sie sich zusammentun. Isabelle und Mark und die anderen haben dann gemeinsam mit viel Spaß Unterschiede und Gleichheiten bei den Menschen gesucht, die sie kennen.

So können wir uns wunderbar ergänzen und uns helfen

Heute begehen wir den Tag der Einheit Deutschlands. 32 Jahre nach der Wiedervereinigung wird immer noch oft von Ossis und Wessis gesprochen. Die Älteren unterscheiden sich ja tatsächlich noch durch ihre Erfahrungen. Und ich finde auch da: Das ist eine Bereicherung. Auch in der Kirche find ich es wichtig, das so zu sehen. So viele unterschiedliche Christinnen und Christen. Wie gut. Wenn sich alle als Einheit in der Verschiedenheit verstehen könnten mit einem Gott, dem alle gleich nah sind. Ob in Kirche, Familie oder Gesellschaft: Unterschiede zwischen den Menschen können uns dazu bringen, uns gegenseitig zu ergänzen und zu helfen, so wie schon die Fünfjährigen das sehen. Und das ist wunderbar.

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