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Sommergenüsse
Bild: medio.tv/Schauderna

Sommergenüsse

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Am Tisch der Familie meines Patenkindes geht es trubelig zu. Kein Wunder – vier quirlige Kinder sorgen dafür. Nach dem Gebet vorm Frühstück geht es gleich hoch her: „Am besten hat der liebe Gott die Brombeeren gemacht“, beginnt der jüngste Sohn und stopft sich davon gleich mehrere in den Mund.

Welches Obst ist eine göttliche Wohltat?

„Nee, die Pfirsiche“, sagt die Mutter, die gerade welche aufschneidet. Es entsteht eine Diskussion, bei der jeder das eigene Lieblingsobst als göttliche Wohltat anführt. Natürlich kann man sich weder auf einen Gewinner einigen, noch entsteht ein brauchbares Ranking. Den Endpunkt bildet der Einwurf des Ältesten: „Am besten hat der liebe Gott die Schnapspralinen gemacht. Das wissen sogar Kängurus.“

An dieser Stelle haben alle gelacht – das fiktive Känguru des Autors Marc-Uwe Kling gehört zu den Familientraditionen.

Hat Gott auch die Schnapspralinen gemacht?

Ich habe aber noch ein wenig nachgedacht. Ob der liebe Gott eigentlich die Schnapspralinen gemacht und überhaupt gewollt hat. Man kann das wohl nicht so direkt argumentieren wie bei Brombeeren. Aber die Zutaten für die Schnapspralinen müssen ja auch irgendwo herkommen. Kirschen und Kakaobohnen wachsen immerhin auch an Bäumen.

Auch in der Bibel geht es um Genuss und Lebensfreude

Ein Psalm-Text hat mich dann bestärkt: Denn schon im alten Israel haben die Menschen nicht nur für die Pflanzen und das Brot gedankt, sondern auch für das Öl, das sie als Kosmetik verwendet haben und für den Wein, der das Herz erfreut. (Psalm 104, 15)

Großartig! Es geht in der Bibel nicht nur darum satt und am Leben zu sein, sondern um Genuss und Lebensfreude. Brot ist nötig, Wein erfreut und Öl als Kosmetik war damals schon Luxus. Gott will, dass es den Menschen rundum gut geht – und nicht nur, dass das Leben irgendwie funktioniert.  

Ich darf Gott auch für die Schnapspralinen danken

Davon werde ich bei nächster Gelegenheit der Patenkind-Familie erzählen. Und von der neuen Erkenntnis: Ich kann  Gott auch für Schnapspralinen und andere Genussmittel danken.
 

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