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Schuhe aus im neuen Zuhause
Bild: Marcus Leitschuh

Schuhe aus im neuen Zuhause

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Wenn ich zu Hause ankomme, dann ziehe ich mir als Erstes die Schuhe aus. Noch in der Wohnungstür schlüpfe ich aus den Straßenschuhen und laufe die ersten Meter auf Socken durch die Wohnung. Dieses Fußgefühl macht mir gleich deutlich: Hier bin ich zu Hause. Der Dreck von der Straße hat in der guten Stube nichts zu suchen. Das Gefühl in Socken oder mit Hausschuhen ist wie ein Signal an meinen Körper: Hier ist Heimat. Vielleicht muss man genau deshalb zurzeit auch in der Kasseler Elisabethkirche die Schuhe ausziehen. Betritt man das Gotteshaus, befindet man sich zunächst ein einem dunklen Raum. Neonlicht schafft eine künstliche Atmosphäre. "Transitzone" nennt Künstlerin Birthe Blauth diesen Bereich. Auf einer Bank muss ich die Schuhe ausziehen. Es geht barfuß oder auf Socken weiter. Hinter einem dicken schwarzen Vorhang weitet sich die dunkle Transitzone in den hellen, lichtdurchfluteten Kirchenraum. Statt auf kalten Steinen laufe ich auf weichem Kunstrasen. Ein Gefühl von Heimat breitet sich aus. Der Eindruck, dass ich in diesem Raum gut eine Weile verbringen kann und auch möchte.

Heiliger Boden

Ich laufe langsam umher, bleibe stehen, setze mich. Ja sogar hinlegen darf man sich. Zuhause. Wohlfühlen. Angekommen. Das sind Gedanken, die mir beim Verweilen in der Elisabethkirche in den Sinn kommen. Und mit mir erleben aktuell Tausende Menschen diese Installation. Sie sitzen einfach da, einige beten. Es gibt auch Gottesdienste auf dem Kunstrasen. Für mich hat das Kunstwerk eine Botschaft: Es ist wichtig, ein Zuhause zu haben. Einen Ort, an dem ich mich wohlfühle. Und: Auch Kirchen können ein Zuhause sein. Wenn ich eine Kirche betrete, kann ich in einer anderen Welt sein, auch wenn ich meine Alltagsgedanken mitnehme. Da wo Heimat ist, da wohnt Gott mit mir.  

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