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Paradiesische Zustände auf Kunstrasen
Bild: Marcus Leitschuh

Paradiesische Zustände auf Kunstrasen

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Reife Früchte an Bäumen. Üppige Blüten. Sonne durchflutet die Blätter. Sattes Grün und leuchtende Sommerfarben. Einfach paradiesisch. Es gibt viele Gemälde, die das Paradies darstellen. Erst beim zweiten Hinsehen fällt auf diesen Bildern auf: Das Paradiesische ist nicht die einzelne Pflanze, es ist die Gleichzeitigkeit und Perfektion. Auf Bildern vom Paradies blühen Pflanzen gleichzeitig, die eigentlich im Frühjahr oder Herbst erblühen. Da hängen tropische Früchte und heimische Äpfel nebeneinander. Im Paradies ist scheinbar immer Hochsommer. Auf dem Rasen scheint auch niemand Fußball zu spielen, so ordentlich und gepflegt sieht er aus. Paradiesvorstellungen sind wunderschön, aber auch irgendwie unrealistisch. Das Paradies ist kein natürlicher Ort, er ist künstlich. Zu perfekt, um wahr zu sein. Das führt die Künstlerin Birthe Blauth in diesem Sommer in Kassel vor Augen. Sie hat den Boden der leeren Elisabethkirche mit Kunstrasen belegt. Ein perfekter Kunstrasen, bei dem sogar Halmlänge, Farbe und Form variieren.

Sehnsucht nach dem Paradies

Die Künstlerin will die Sehnsucht nach dem Paradies wachhalten. Sie will zeigen, welche Kraft von der Natur ausgehen kann und das gelingt ihr ausgerechnet durch Kunststoff. Die Künstlerin zeigt aber auch die Grenzen auf: Dieser Kunstrasen riecht nicht nach frischem Gras, ihn ihm ist nichts lebendig. Deshalb ist dieser Ort bei aller Schönheit in der Kirche für mich auch eine Warnung: Wenn wir auch weiterhin über echten Rasen laufen wollen, dann müssen wir die Schöpfung Gottes bewahren. Die Sehnsucht nach dem Paradies führt mir auch vor Augen: Richtig schön ist es, wenn es auch Winter gibt und Blätter in Herbstfärbung. Gottes Schöpfung ist hier auf der Erde ein Lebensraum mit Ecken und Kanten, aber er ist ein bunter Lebensraum. Das Paradies darf Sehnsucht bleiben, unsere irdische Lebensgrundlage gilt es aktiv zu erhalten und zu schützen.   

 

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