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Hier gibt es etwas geschenkt
Bild: Marcus Leitschuh

Hier gibt es etwas geschenkt

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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100.000 weiße Perlen. Sie liegen in diesem Sommer in der Kasseler Elisabethkirche. Mitten in der leer geräumten Kirche steht eine Feuerschale mit den weiß-glänzenden Perlen. Wohlgemerkt echte Perlen. Die Besucherinnen und Besucher bekommen am Eingang der Kirche einen kleinen Zettel überreicht. Darauf steht: "Sie dürfen sich gerne eine Perle mitnehmen." Ich habe das in den letzten Tagen oft in der Elisabethkirche beobachtet: Die Menschen gehen auf die Schale zu, knien sich oder hocken sich daneben. Lassen die Perlen durch die Hände gleiten, schöpfen mit beiden Händen in der Schale und wählen sich dann eine Perle aus. Ich habe sogar ein Brautpaar getroffen, dass direkt nach der standesamtlichen Trauung in die Kirche kam, um sich eine Perle auszusuchen. Mehr noch: Sie wollen die Perlen an eine Kette fädeln lassen und als Schmuck tragen. Mit einigen der Besucherinnen und Besucher konnte ich sprechen. Einen Satz höre ich dabei ganz oft: "Ich hätte nicht gedacht, dass die Perle echt ist. Weil so etwas bekommt man doch eigentlich nicht einfach geschenkt." Stimmt, im Alltag passiert so etwas fast nie. Und genau darauf kann das Kunstwerk hinweisen. Wie wertvoll ein Geschenk ist.

Einfach so - beschenkt

Die Künstlerin Birthe Blauth will, dass die Perlen ihres Kunstwerkes "Poem of Pearls" verschenkt wird. Es steht kein Spendentopf am Ausgang. Die Geste der Künstlerin ist eindeutig: Hier bekommen Sie wirklich etwas geschenkt. Einfach so. Nur weil Sie da sind. Kirchen können aber auch ohne eine Schale mit Perlen etwas schenken: Sie erinnern an Gottes Liebe. Seinen Segen. Sein Angebot von Nähe. Für diese Erfahrungen haben Menschen Kirchengebäude errichtet. Jeder darf sie betreten und beschenkt werden. Daran erinnert die kleine geschenkte Perle in der Kasseler Kirche. Doch die Geschenke Gottes gibt es überall. Einfach so. 100.000-fach geschenkt.

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