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Lob für Langeweile
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Lob für Langeweile

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Langeweile ist langweilig. Wenn ich auf den Beginn eines Kinofilmes warten muss, können drei Minuten vor der dunklen Leinwand richtig lang werden. Wenn nichts passiert. Das ist schwer auszuhalten. Dann mache ich etwas, um mir diese Langeweile zu vertreiben. Zum Beispiel schnell mal das Smartphone anschalten. Dabei könnte ich in der Langeweile etwas entdecken: Zeit erfahren wir in der Langeweile, nicht beim Kurzweiligen. Denn: Eine wirklich ereignislose Zeit gibt es streng genommen nicht. Es passiert eigentlich immer etwas. Nur wird das nicht immer wahrgenommen. In seinem Buch "Zeit" schreibt Rüdiger Safranzki, dass sich ein fantasievoller Mensch beim Ausbleiben äußerer Reize mit inneren Geschehnissen, Erinnerungen, Gedanken und Fantasien eine Weile lang beschäftigen kann. Nicht zum Zeit vertreiben, sondern zum Zeit erfahren. Vielleicht sogar zum Nutzen der geschenkten Zeit.

Inspiration durch Langeweile

Diese Zeit kann direkt mit etwas ausgefüllt werden oder aber ich lasse mich darauf ein. Gehe meinen Gedanken nach. Lasse die Seele baumeln. Nutze Langweile als geschenkte Frei-Zeit, Aus-Zeit und Chance zur Entspannung. Besonders jetzt im Sommer habe ich für mich Kirchen als gute Orte für Langeweile entdeckt. Äußerlich passiert fast nichts. Ich sitze einfach nur auf der Bank oder liege wie in der Kasseler Elisabethkirche momentan auf Kunstrasen. Es ist still. Und ich habe nichts zu tun. Genau dann schenkt mir dieser Ort seine Kraft. Seine Ruhe. Kirchen können durch diese Art der Langeweile Orte sein, die inspirieren. Ich kann meine Gedanken sammeln und mich von Gott gesegnet fühlen. Ganz schön viel kann passieren, wenn eigentlich mal nichts passiert. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen in diesem Sommer. Nutzen Sie die Langweile.   

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