Zurück zum Absender
Heute nehme ich Sie mal kurz mit auf die documenta in Kassel. Nein, nicht wegen des bitteren Streits, den es gab wegen Judenfeindlichkeit. Ich nehme Sie mit zu einem Kunstwerk mitten auf einer Wiese. Da sind viele große Stoffballen - wie früher, in den Stoffgeschäften. Die Ballen in allen Farben liegen aufeinander. Und bilden eine große Hütte. Man kann da hineingehen. Und merkt dann, warum die da liegen. Das Kunstwerk aus Afrika heißt „Zurück zum Absender“ (Return to Sender). Es sind Stoffballen aus Altkleidern, die wir in Afrika entsorgt haben. Das wollen diese Länder aber nicht. Sie wollen unseren Müll nicht. Und da haben sie Recht.
Kunst fragt auch nach unserer Art zu leben. Damit wir anfangen, uns selber infrage zu stellen. Brauche ich alles, was ich so einkaufe? Und wohin mit den Sachen, die ich nicht mehr will? Einfach als Altkleider nach Afrika schaffen? Andere Länder sind ja nicht unsere Mülleimer.
Ich habe etwas gelernt von diesem Kunststück. Ich will bescheidener werden; möglichst wenig auf Kosten anderer leben. Je weniger ich für mich will, desto mehr bleibt für Andere. Wir haben nur die eine Welt, Gottes schönste Gabe. Sie gilt allen Menschen. Und wer die Schöpfung liebt, achtet sie. Als ich erstmal angefangen hatte zu fragen, was ich wirklich brauche, war es nicht mehr so viel. Es blieb mehr für andere. Ich konnte auch mehr abgeben, als ich dachte. Und zu teilen, macht froh.
