"Jetzt bin ich sicher"
Tiefe Dämmerung. Es ist fast schon ganz dunkel. Weiß und majestätisch steigt der Nebel aus den Wiesen. Nur das Plätschern des Bachs in der Mitte des schmalen Tals ist zu hören. Rechts und links des Tals breitet sich dunkel der Wald aus. Ich befinde mich mit Kindern im Zeltlager auf einer Nachtwanderung. Wir haben keine Taschenlampen. Alle sind mucksmäuschenstill. Nacheinander im Gänsemarsch gehen wir den Trampelpfad durch das hohe Gras. Immer im Tal entlang. Der Weg ist gerade noch durch das wenige Licht der Abenddämmerung zu erkennen. Dann biegt der Trampelpfad nach rechts ab. Er führt in den Wald. Plötzlich ist es stockdunkel. Die hohen Tannen schirmen das nur noch sehr schwache Licht vollständig ab.
Hand in Hand durch die Nacht
Ich bin noch damit beschäftigt, dass ich den Weg weiter finde und dass sich meine Augen an die völlige Dunkelheit gewöhnen. Da ergreift schon eine Hand meine Hand. Ich bin zu Tode erschrocken, aber schnell weicht der Schreck der Erleichterung. Es ist die kleine Jones, die mich an die Hand genommen hat. Mit freudiger Stimme sagt sie zu mir: "Jetzt bin ich sicher!" Ich bin völlig verdutzt und in diesem Moment auch ein wenig sprachlos. Später kommt mir als Religionslehrer natürlich ein Bild aus dem Religionsunterricht in den Sinn. Eine große Hand und darin die kleine Hand eines Kindes. So hat es eine Schülerin im Unterricht zum Thema "Gottesbilder" gemalt. Dazu sagte sie: "Gott ist wie eine große Hand, die mich führt und leitet."
Ich durfte als "Großer" bei der Nachtwanderung die kleine Jones an meiner Hand führen und leiten. Und Jones hat sich sicher gefühlt. Wie schön! Und ich als "Großer"? Ich darf mich von Gott führen und leiten lassen. Er nimmt mich an die Hand auf meinem Weg durch das Leben. Mit Gott an meiner Hand kann ich voll Vertrauen sagen: "Jetzt bin ich sicher!"
