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Bis jetzt geht es mir gut
Bild: Pixabay/GraphicQube

Bis jetzt geht es mir gut

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Auf einem Kalenderblatt habe ich ein Gebet gefunden. Es geht so: "Lieber Gott, bis jetzt geht’s mir gut. Ich habe noch nicht getratscht, die Beherrschung verloren, war noch nicht muffelig, gehässig, egoistisch oder zügellos. Ich habe noch nicht gejammert, geklagt, geflucht oder Schokolade gegessen. Die Kreditkarte habe ich noch nicht belastet. Aber in einer Minute werde ich aus dem Bett klettern; und dann brauche ich wirklich deine Hilfe". Wie wahr – diese Sätze müssen von einer lebenstüchtigen Person stammen.

Gestern hätte ich Gottes Hilfe gebraucht

Gestern hätte ich Gottes Hilfe gebraucht. Ich habe es eilig und muss mit meinem Mann absprechen, wer heute welche Dinge erledigt. Aber es ist kein Gespräch - eher ein Monolog. Ich zähle ihm nur auf, was er zu erledigen hat.

Als Antwort bekomme ich: "Ich bin doch nicht dein Angestellter". Der Haussegen hängt schief. Ich gehe wortlos.

Im Büro meckere ich die Kollegen an. Ich beschwere mich über die vielen Anrufer und jammere: Warum lässt mich mal keiner in Ruhe? 

Gottes Stimme im Kopf hätte geholfen

Ja, da hätte ich Gottes Hilfe gebraucht. Seine Stimme im Kopf: "Was du nicht willst, was man dir tu, dass füg auch keinem anderen zu".

Dann hätte ich vielleicht durchgeatmet und freundlich geantwortet. Hätte mich bei meinem Mann für meinen Ton entschuldigt, bevor ich ins Büro gefahren bin.

Dieses Gebet bewahrt nicht automatisch vor Fehlern

Auch wenn ich das Gebet jeden Morgen spreche, werde ich sicher nicht ohne Fehler durchs Leben gehen. - Aber allein, sich diese Fehler bewusst zu machen und bewusst zu versuchen, sie zu vermeiden, kann helfen.

Was sich verändert, wenn ich mit Gottes Hilfe rechne

Wenn ich mit diesem Gebet den Tag beginne, und mit Gottes Hilfe rechne, - dann wird es immer wieder gelingen, nicht zu tratschen, egoistisch zu sein oder mufflig. Menschen einfach liebevoller zu begegnen.

Und dann bete ich vielleicht abends so: "Lieber Gott, danke mir geht´s gut. Ich habe heute nur die Kreditkarte belastet, aber nicht getratscht oder die Beherrschung verloren, war auch nicht muffelig oder gehässig. Dir sei Dank!"

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