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Die Seele in kurzen Hosen
Pixabay/Piotr Polaczyk

Die Seele in kurzen Hosen

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Ein schöner Satz über das Alt sein kommt von einem Russen. (Vladimir Nabokov, 1899 - 1977). Mit fast achtzig sagt der Schriftsteller Nabokov: Auch wenn ich hundert Jahre alt werde - meine Seele wird dann immer noch in kurzen Hosen herumlaufen.

Kind bleiben - auch im Alter

Ich liebe den Satz. Auch wenn er alt ist, will er noch kurze Hosen anhaben - wenigstens in der Seele. Er will Kind bleiben. Will die Welt neugierig anschauen und kindliches Vertrauen haben.

Dazu passt, dass dieser Schriftsteller ein Hobby hatte: Er war Schmetterlingsforscher, streifte durch Wiesen und beobachtete die bunten Fliegerchen. Er wollte klug werden durch Hinschauen. Nicht durch Besserwissen. Ich lerne mehr, wenn ich nicht immer schon alles weiß. Wenn ich mehr frage als antworte, genauer hinhöre statt dauernd rede.

Mehr Vertrauen als Misstrauen haben im Leben

Und noch etwas passt zu den kurzen Hosen der Seele: Mehr Vertrauen als Misstrauen. Natürlich wird man manchmal ausgenutzt. Na und? Das soll mich nicht dauernd misstrauisch machen. Vorsichtig: Ja. Aber Misstrauen? Nein. Das haben die Menschen nicht verdient. Gott auch nicht. Viele meinen es gut mit mir. Da will ich ihnen möglichst nicht misstrauisch begegnen. Wenn etwas das Leben schönmacht, dann ist es Vertrauen. Lieber einmal zu viel vertraut als immer zu wenig. Auch Gott gegenüber. Da zieht meine Seele gern kurze Hosen an und sagt voller Vertrauen: Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen. (Psalm 37,5)

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