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Druck im Alltag
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Druck im Alltag

Jochen Straub
Ein Beitrag von Jochen Straub, Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg
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Es zischt und sprudelt, und die halbe Küche steht unter Wasser. Ich habe mal wieder die Flasche mit Sprudelwasser zu schnell aufgedreht, und das Wasser ist heraus gespritzt. Da ist aber ganz schön Druck drin.

Plötzlich brach das Fass mit lautem Krachen

In solchen Situationen denke ich oft an Blaise Pascal. Er war ein begabter Mathematiker und Philosoph. Er behauptete, er könne mit ein paar Gläsern Wein ein volles Weinfass zerstören. Niemand glaubte ihm. Nun bohrte er ein Loch oben in ein Weinfass und steckte mehrere Meter langes, dünnes Rohr hinein. Nachdem das Fass ganz abgedichtet wurde, goss er Wein in das Rohr. Das dünne Rohr füllte sich schnell mit Wein und plötzlich brach das Fass mit lautem Krachen. Es war kein Wunder. Es ist die Physik. Für den Druck im Fass ist nicht das Volumen der Flüssigkeit entscheidend, sondern die Höhe der Flüssigkeitssäule. Wenn die Säule hoch genug ist, dann steigt entsprechend der Druck im Fass. Es reicht fast schon ein gut gefüllter Schoppenbecher, um den vierfachen Bodendruck im Weinfass zu erzeugen.

Der Druck ist raus - ich nehme mir bewusst Zeit

Im Alltag geht es mir oft ähnlich. Der Druck im Alltagskessel steigt und steigt. Beruflich ist viel zu tun, dauernd klingelt das Telefon, dann kommt noch Corona dazu, jetzt noch die schrecklichen Kämpfe in der Ukraine, die mir Sorgen machen. Manchmal reicht dann eine zischende Wasserflasche, und ich gehe mit in die Luft. Für Blaise Pascal hat das Experiment mit dem Fass gezeigt: Kleine Dinge können große Wirkung haben. Auch auf positive Art ist das so. Ich nehme mir also einen Lappen, ignoriere das Telefon, trinke genüsslich einen Schluck Wasser und nehme mir dafür ganz bewusst ein wenig Zeit. Ich spüre: der Druck ist raus bei der Flasche und bei mir.

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