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Lebe lieber unperfekt
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Lebe lieber unperfekt

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Meine Tochter kommt aus der Näh-AG der Schule nach Hause und sagt: „Schau mal, Mama, ich habe ein Kleid genäht. Kann ich dir auch gerne mal beibringen.“

Ein selbstgenähtes Kleid - nicht perfekt, aber schön

Ich freue mich mit ihr. Stolz trägt sie ihr Kleid – ein Stück Stoff mit einfacher Naht zusammengenäht; zwei Bänder als Träger. Nicht perfekt, aber schön. Ich habe auch eine Nähmaschine, will aber alles immer perfekt machen. Deshalb fange ich manchmal gar nicht erst an, weil ich glaube, dass ich es sowieso nicht gut genug mache.

Niemand ist perfekt

Ich weiß ja: Niemand ist perfekt. Bei anderen macht mir das gar nichts aus. Bei meinen Kindern am allerwenigsten. Im Gegenteil: Ich bin begeistert, wie sie machen und versuchen, ausprobieren, scheitern und noch mal machen.

Niemand ist perfekt. Finde ich bei anderen ganz normal. Ich freue mich darüber, wenn meine Mutter mich bekocht, auch wenn das nicht ihre große Gabe ist. Ich liebe es, wenn im Gottesdienst alle mitsingen, auch die, die nicht jeden Ton treffen. Und wenn sich der Tagesschau-Sprecher mal verspricht, finde ich das sympathisch.

Ich bin auch nicht perfekt

Die anderen sind nicht perfekt und ich bin es auch nicht. Ich habe oft zu wenig Geduld, spreche immer mal wieder ohne vorher Nachzudenken und verdaddel auch mal Termine. Es klappt längst nicht alles. Muss es aber auch nicht.

„Macht mal“

„Macht mal“, hat Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern gesagt und sie losgeschickt. „Tut den Menschen Gutes und erzählt von mir.“ Das hat er zu Leuten wie Petrus und Judas gesagt, die geprahlt und sogar Freunde verraten haben. Alles andere als perfekte Menschen.

Trotzdem oder gerade deshalb: Macht mal, probiert es aus. Geht los. Denn niemand ist perfekt. Perfekt ist nur Gott.

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