Beitrag anhören:
Herz stärken
GettyImages / Jacek Pacholczyk

Herz stärken

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
Beitrag anhören:

Der Grundriss des Dorfes, in dem ich lebe, hat die Form eines Herzens. Das kann man im Grundbuch der Gemarkung erkennen. Da sind alle Grundstücke eingetragen – die Wälder, Wiesen und Äcker rundherum und das bewohnte Dorf. Und das sieht aus wie ein Herz. Mittendrin steht die Kirche.

Die Kirche im Herzen des Dorfes

„Das muss dir als Pfarrer gefallen“, hat unser Heimatforscher gesagt, als er mir den Dorfplan zeigte. Stimmt. Die Kirche in der Mitte des Dorfes finde ich schöner als einen Supermarkt oder eine Behörde, Parkplatz oder Schnellimbiss. Die über 700 Jahre alte Kirche steht für mehr als nur Funktionalität und Brauchbarkeit. Sie symbolisiert die Geschichte des Dorfes als zuverlässigen Lebensraum für seine Bewohner und die Treue Gottes zu uns Menschen.

Die Kirche im Herzen des Dorfes ist für mich ein schönes und vertrauenserweckendes Sinnbild. Freilich muss ein Herz schlagen. Pulsieren, Wärme und Leben verbreiten, das ist seine Aufgabe. Das gilt für ein Dorf – für Städte übrigens auch.

Kirchen sollten nicht geschont werden

Als ich vor 30 Jahren als Pfarrer in dieses Dorf Freienseen am Rande des Vogelsberges kam, hat man mir voller Stolz die Kirche gezeigt. „Sie ist sehr schön“, hat damals ein Nachbar gesagt, „und wir schonen sie auch.“

So konnte ich mir dann auch erklären, dass oft viele Plätze im Gottesdienst leer geblieben sind. Doch Kirchen sind nicht da, damit wir sie schonen, sondern als einen Ort nutzen, an dem unsere Lebenszuversicht gestärkt wird.

Heute am Sonntag findet in vielen Kirchen Gottesdienst statt. Alle stehen unter der Zusage Gottes: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Das stärkt mein Herz – und das meines Dorfes.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren