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Der Mond ist aufgegangen
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Der Mond ist aufgegangen

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Der Mond ist aufgegangen.“ So beginnt ein bekanntes Abendlied. Matthias Claudius, dessen Todestag sich heute jährt, hat es vor über zweihundert Jahren gedichtet.

Der Halbmond: Ein Sinnbild des Lebens

In einer Strophe heißt es: „Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön.“ Für mich ist das die schönste Strophe, denn sie zeichnet ein Sinnbild des Lebens. Vieles sehen wir oft nur halb, auf den ersten Blick, vordergründig. Kenne ich eigentlich den anderen Menschen, dem ich begegne? Oder sehe ich nur, was mir gerade vor Augen steht?

Nur halb zu sehen und doch rund und schön

In meinem Freundeskreis war eine junge Frau gestorben. Keine 40 war sie. Wir waren alle sehr traurig. Sie hatte doch noch das halbe Leben vor sich. Von der Anzahl der Lebensjahre stimmte das. Und doch: In diesem abgebrochenen Leben war ihre ganze Freundlichkeit da, die sie uns geschenkt hat. Das war nur halb zu sehen und war doch rund und schön. So wie der Mond, falls er heute Abend am Himmel zu sehen ist, nur halb vor Augen steht und doch ganz ist, rund und schön.

Bei Gott gilt unser brüchiges Leben ganz

Ich glaube: Über jedem Menschenleben – auch wenn es halb und  abgebrochen erscheint – steht der Schein des Vollkommenen. Bei Gott gilt unser brüchiges Leben ganz. Auch das, was halb bleibt, weist auf das Ganze hin. Mich hat das in der Trauer um die jung verstorbene Freundin getröstet. Ich habe versucht, ihr Leben nicht nur unter dem Vorzeichen zu sehen: zu früh gestorben, nur halb gelebt. Sondern: Das, was sie gelebt hat, war ganz. Manchmal nur halb zu sehen und doch rund und schön.

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