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Direkt in Gottes Ohr
Bild: StockSnap/Pixabay

Direkt in Gottes Ohr

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Wieder Verspätung. Über eine Stunde. Ich stehe am Bahnsteig und ärgere mich. Alle schauen in Richtung des Zuges und sehen – nichts. Nur dunkel und kalt ist es. Also warten und frieren. Endlich kommt der Zug.

Eine Durchsage erklärt die Verspätung des Zuges

Alle eilen hinein, suchen einen Platz. Als der Zug anfährt, kommt eine Durchsage. Sie erklärt die Verspätung, entschuldigt sich. Die Stimme klingt warm, etwas besorgt. Es folgen Hinweise für den Anschluss, der vielleicht verpasst wird.

Die Stimme und seine Worte beruhigen

Doch keine Sorge, wärmt die Stimme. Es gibt weitere Anschlüsse. Sie kommen alle heim, sagt der Mann. Er weiß um die Sorgen seiner Gäste. Je länger er spricht, desto weniger Ärger. Ich lehne mich zurück. Jetzt schweigt die Stimme. Ich bin beruhigt.

Beruhigt, weil mich einer versteht

Beruhigt, weil mich einer versteht. Das ist tröstlich. Es beruhigt, wenn mich jemand versteht. Wenn ich Schmerzen habe oder mich ärgere, kann mir das niemand abnehmen. Es gibt keinen Zauberer, der Leid aus der Welt schafft. Es könnte aber jemanden geben, der mich versteht. Nicht wegredet, was mir weh tut. Mich aber anschaut - und ernst nimmt, was mich bedrückt.

"Ich verstehe dich" -  das kann man auch zeigen

Trost ist, dass jemand mich versteht. Bis tief in die Seele. Noch nicht einmal redet. Ich verstehe Dich… muss man nicht sagen. Zeigen genügt. Aufmerksam sein. Vielleicht meine Hand nehmen. Wenn mir die Seele weh tut, warum auch immer, will ich, dass mich jemand versteht. Als spräche ich direkt in Gottes Ohr. Egal, wen Gott mir dann schickt. Hauptsache, er oder sie versteht meine Seele. Dann kann es gut werden.

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