Warntag
Moderation: Und? Seid ihr heute um 11 Uhr auch gewarnt worden? Heute ist ja Warntag, der Tag, an dem in Deutschland ausprobiert wurde: Könnte in einem echten Katastrophenfall die Bevölkerung schnell und möglichst direkt informiert werden?
Mit Sirenen, mit Lautsprecherwagen, über die Medien – und heute zum ersten Mal per "Cell Broadcast" … mit einer Nachricht auf unsere Handys.
Fabian Vogt, vielen Leuten wird ja immer noch ganz mulmig, wenn die Sirenen heulen? Was sagst du denn Menschen, denen das an die Nieren geht?
Kann ich gerade bei älteren Menschen gut verstehen. Da ist jedes Sirenenheulen eine Erinnerung an den Krieg. Und das löst natürlich Ängste aus.
Andererseits: Bis in die 90er Jahre hinein wurden die Sirenen in Deutschland regelmäßig getestet. Und wir müssen uns eines klar machen:
Eine Warnung will ja eine Hilfe sein. Will uns was Gutes tun: "Achtung! Schütze dich vor der Gefahr."
In diesem Sinne finde ich: Wir sollten uns eigentlich viel öfter warnen.
Das musst du aber noch ein bisschen erklären: Wieso sollten wir uns öfter warnen?
Ich weiß noch: Ich hab' mal bei einem befreundeten Pärchen gedacht "Also, irgendwas in deren Ehe läuft schief." Aber ich habe nichts gesagt.
Ein halbes Jahr später haben die beiden sich getrennt … und dann etwas bemerkt, das mich umgehauen hat, nämlich: "Wir glauben: Hätte uns jemand vor einem halben Jahr gewarnt, dann hätten wir's mit einer Paartherapie vielleicht noch hinbekommen."
Seitdem sage ich mir: Lieber einmal zu viel gewarnt.
Abgesehen davon: Es kann ja auch ganz positive Warnungen geben. Wenn ich zum Beispiel als Christ jemandem sage: "Ich finde meinen Glauben großartig. Es wäre echt schade, wenn du das nicht kennenlernst" – dann will ich ihn einfach auf eine tolle Chance aufmerksam machen: Verpass es nicht!
