Wir gesucht! Was hält uns zusammen?
Moderator/in: Die ARD-Themenwoche hat dieses Jahr das knackige Motto "Wir gesucht" und fragt: "Was hält uns zusammen?" Wie können wir eine starke Gesellschaft voranbringen, in der das Wir im Mittelpunkt steht und sich jede und jeder für das Miteinander einsetzt?
Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du hast als Pfarrer ja mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun. Wie gelingt es, dass aus lauter "Ich"s ein "Wir" wird?
Na, morgen ist der Jahrestag des Mauerfalls. Und die Berliner Mauer war ja jahrzehntelang das Symbol dafür, dass die Deutschen eben kein "Wir" waren – sondern getrennt, in die auf der einen Seite … und die auf der anderen Seite.
Mauer in den Köpfen
Insofern ist der Fall der Berliner Mauer ein starkes Bild: Wenn wir ein Wir-Gefühl entwickeln wollen, dann geht vor allem darum, Mauern einzureißen. Und zwar alle Mauern – auch die in den Köpfen – Mauern, mit denen wir die Welt einteilen: in die auf der einen Seite … und die auf der anderen Seite.
Ein "Wir entsteht, wenn wir kapieren: Erst mal sind wir alle Menschen. Auch, wenn wir unterschiedliche Werte, andere Lebensgewohnheiten oder verschiedene Weltanschauungen haben. Wir wollen alle gut leben. Und das klappt eben am besten miteinander und nicht gegeneinander.
Und wie funktioniert das mit dem Mauern-Einreißen in den Köpfen?
In der Bibel steht der schöne Satz: "Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen." (Psalm 18,30) Also: Hindernisse überwinden. Das, was mich vermeintlich von anderen trennt.
Und das hat ja niemand besser vorgelebt als Jesus: Der hat sich ständig neugierig auf andere Menschen eingelassen, selbst auf diejenigen, die damals als total schräg galten. Für ihn war die Liebe zu den Menschen wichtiger als alle Mauern. Also: neugierig auf andere Menschen sein!
