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Was ist gerecht? Der verlorene Sohn
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Was ist gerecht? Der verlorene Sohn

Steffen Jahn
Ein Beitrag von Steffen Jahn, Katholischer Referent für Weltkirche, Bischöfliches Generalvikariat Fulda
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Moderator/in: Gasumlage, Übergewinnsteuer und Energiepauschale … Über die Vorschläge der Politik zur Finanzierung der Energiekrise und der Entlastung der Bürger wird seit Wochen kontrovers diskutiert. Wer profitiert und wer wird nur noch mehr belastet? Und ist das eigentlich gerecht für alle? Steffen Jahn von der Katholischen Kirche, du hast dir über die Frage der Gerechtigkeit Gedanken gemacht und sogar eine Anregung in der Bibel gefunden?

Autor: Genau. Heute wird im Gottesdienst der Text vom "Verlorenen Sohn" gelesen (Lk 15, 11– 32). In dem bekannten Gleichnis erzählt Jesus eine Familiengeschichte. Ein Mann hat zwei Söhne. Der Ältere lebt zu Hause, arbeitet fleißig auf dem Hof und unterstützt seinen Vater. Der Jüngere lässt sich sein Erbteil auszahlen, verlässt die Heimat und führt in der Ferne ein zügelloses Leben. Als er sein komplettes Vermögen verschleudert hat, leidet er große Not und hungert. Da besinnt er sich, kehrt zu seinem Vater zurück und bittet ihn um Verzeihung. Der lässt ein großes Fest für ihn feiern, nimmt ihn mit offenen Armen auf – und das macht den älteren Sohn sehr wütend.

Na, das kann ich aber gut verstehen. Wie geht die Geschichte aus?

Der Vater sucht das Gespräch mit dem älteren Sohn, er gibt ihm die Möglichkeit seinen Unmut zu äußern. Aber er erklärt ihm auch sehr deutlich: Du hast doch alles, was du brauchst, du warst immer hier, alles hier gehört dir. Warum bist du nun sauer auf deinen Bruder, der alles verloren hat und endlich wieder heimgekehrt ist? Die Geschichte widerspricht erstmal auch total meinem Gerechtigkeitsgefühl, so wie manche Steuern und Umlagen, die gerade unseren Geldbeutel belasten. Zum einen muss ich das ein Stück weit aushalten, zum anderen frage ich mich dann aber auch: Wie würde ich mich verhalten? Was bin ich bereit abzugeben? Und in der Geschichte bleibt das Ende übrigens offen – als Einladung für den Leser, sich eigene Gedanken zu machen.

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