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Opferfest
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Opferfest

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Gestern Abend hat das Islamische Opferfest begonnen, das wichtigste islamische Fest überhaupt. Und dieses Fest erinnert an eine Urgeschichte der Menschheit: Gott fordert Abraham auf, seinen Sohn zu opfern – um damit zu zeigen, wie stark sein Glaube ist. Abraham besteht die Probe, und Gott greift in letzter Sekunde ein, so dass der Sohn überlebt.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Diese Geschichte steht ja auch in der Bibel. Ziemlich blutrünstig, oder? Wie kann Gott von einem Menschen ernsthaft erwarten, dass der sein eigenes Kind opfert?

Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Ich meine aber: Diese Opferungsgeschichte will vor allem deutlich machen: Gott wünscht sich, dass die Menschen ihn lieben. In der Bibel heißt es: „Mit ganzem Herzen, ganzer Seele und all ihrer Kraft.“

Und die Geschichte von Abraham und seinem Sohn veranschaulicht, welche Herausforderung es sein kann, seinen Glauben über persönliche Wünsche zu stellen. Zugegebenermaßen in sehr drastischer Weise.

Noch spannender aber finde ich: Als diese Geschichte vor 3000 Jahren an den Lagerfeuern erzählt wurde, da haben die Menschen sie ganz anders gehört als wir heute. Nämlich positiv.

Wie kann man denn so eine Geschichte positiv hören?

Wenn du in einer Umgebung lebst, in der viele Kulturen noch Menschenopfer kennen, dann sagt dir die Geschichte, in der Gott am Ende ja das Opfer verhindert: „Unser Gott will nicht, dass Menschen geopfert werden.“

Das heißt: Wir denken „Gott ist grausam, wenn er so ein Opfer von Abraham fordert.“ Die Menschen der Antike hörten: „Gott ist liebevoll, weil er den Brauch des Menschenopfers ein für alle Mal beendet.“

Und natürlich klingt dieser Gedanke auch beim Islamischen Opferfest mit.           

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