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Erzieht uns einfach!
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Erzieht uns einfach!

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Bärbel Schäfer hat nachher im Sonntagstalk eine spannende Gesprächspartnerin zu Gast: die Psychologin Elisabeth Raffauf.

Elisabeth Raffauf hat gerade ein neues Buch veröffentlicht – mit dem schönen Titel: „Erzieht uns einfach“. Sie meint: Viele Eltern erziehen ihre Kinder heute nicht zu viel, sondern zu wenig. Warum? Weil sie ihre Kinder so gerne als gleichberechtigte Partner sehen möchten und sich deshalb scheuen, etwas von ihnen zu fordern. Das funktioniert aber nicht. Sagt zumindest Elisabeth Raffauf.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du hast in das Buch schon mal reingeschaut. Was denkst du denn?

Mir fiel sofort unser Sohn ein, der mit vier Jahren am 1. Dezember seinen gesamten Adventskalender leergefressen hat, weil wir ihm nicht gesagt haben, dass er jeden Tag nur ein Türchen öffnen darf. Sprich: Hätten wir ihm erklärt, wie ein Adventskalender funktioniert, dann hätte er nicht einen Tag Bauchweh, sondern 24 Tage Freude gehabt.

Insofern finde ich den Ansatz von Elisabeth Raffauf sehr anregend: Kinder brauchen Orientierung – und Eltern, die immer nur die Kumpels ihrer Kids sein wollen, tun ihnen keinen Gefallen. Elisabeth Rauffauf sagt sogar: „Wenn Eltern alles erlauben, dann bekommen Kinder das Gefühl: Wir sind ihnen offensichtlich völlig egal.“

Also sollen wir Erziehung vor allem als Orientierungshilfe verstehen?

Genau. Übrigens lässt sich dieser Gedanke auch gut übertragen. Viele Menschen denken ja: „Die Zehn Gebote der Bibel sind Einschränkungen meiner Freiheit.“ Also: Du sollst nicht töten … du sollst nicht lügen … oder: Du sollst nicht stehlen.

Mir ist neu klar geworden: Eltern geben ihren Kindern durch klare Regeln Orientierung, weil sie sie lieben. Gott gibt den Menschen durch die Gebote Orientierung – weil er sie liebt. Insofern hat mich das Buch von Elisabeth Rauffauf auch theologisch inspiriert.

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