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Die Eisheiligen
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Die Eisheiligen

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in: Morgen beginnen die sogenannten „Eisheiligen“. Die Tage, an denen es oft Mitte Mai noch mal richtig kalt wird. Dieses Jahr sieht’s aber ganz anders aus: Die Meteorologen haben eher „Schweißheilige“ vorausgesagt.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Jetzt liegen also auch noch die Heiligen völlig daneben. Was sagst du denn da als Pfarrer dazu?

Na, Ausnahmen bestätigen die Regel. Wobei es so ist: Die „Eisheiligen“ sind in einer Zeit festgelegt worden, in der es im Mai oft tatsächlich noch mal Bodenfrost gab – in der „Kleinen Eiszeit“ vom 15. bis ins 19. Jahrhundert.

Und da war es sehr weise, den Bauern zu sagen: Sät eure Saat erst nach dem 15. Mai, der sogenannten „Kalten Sophie“, aus. Denn dann sind die Eisheiligen vorbei – und das Risiko, dass euer Saatgut im Boden erfriert und zerstört wird, geht gegen null.

Und sollte es ab jetzt – zum Beispiel wegen der Klimaerwärmung – im Mai gar nicht mehr zu Bodenfrost kommen, dann könnte man die Eisheiligen ja auch verlegen.

Echt! Du meinst, man könnte solche Traditionen ändern?

Warum nicht? Die „Eisheiligen“ wurden eingeführt, um den Menschen Orientierung zu geben. Und das war gut und wichtig. Aber wenn sie das nicht mehr tun, dann wird es höchste Zeit für eine Veränderung.

Der Apostel Paulus hat dazu in der Bibel mal was sehr Kluges gesagt: „Prüft alles – und das Gute behaltet.“ Das gilt auch, wenn sich äußere Bedingungen ändern: Wir sollten immer prüfen, was gut ist. Deshalb werde ich die Eisheiligen ab jetzt sehr genau im Auge behalten.

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