Lachen erlaubt
Moderator/in: Morgen ist der erste April. Der Tag, an dem wir einander voller Freude in den April schicken. Das heißt: Uns gegenseitig mit verrückten Geschichten und Informationen reinlegen, und das Ganze dann mit einem fröhlichen „April, April“ auflösen.
Stellt sich nur die Frage: Darf und soll man solche Aprilscherze machen, während in der Ukraine ein grausamer Krieg tobt? Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du bist nicht nur Pfarrer, sondern auch Kabarettist. Wie siehst du das: Darf man in schweren Zeiten lustig sein?
Ich glaube: In schweren Zeiten ist es gerade wichtig, auch herzhaft zu lachen. Damit ignoriere ich das Leid ja nicht, ich sammele positive Energie, um besser damit umgehen zu können. Der Kabarettist Joachim Ringelnatz hat mal den tollen Satz gesagt: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“
Außerdem darf man nicht vergessen: In totalitären Regimen wird immer zuerst der Humor verboten. Weil er eben ein Mittel ist, um Dinge in Frage zu stellen. Ich bin überzeugt: Hätten die Russen in den letzten zehn Jahren frei über alles lachen dürfen, dann wäre es vermutlich zu diesem widerwärtigen Einmarsch in die Ukraine gar nicht erst gekommen.
Aber die Kirche hat sich mit dem Lachen ja auch nicht immer leichtgetan. Im Roman „Der Name der Rose“ wird ein Mönch sogar zum Mörder, weil er Angst hat, jemand könne über Gott lachen.
Stimmt, solche Zeiten gab es. Ich halte mich da aber gerne an Martin Luther, der überzeugt war: „Wo Glaube ist, da ist auch Lachen.“ Jemand, der nicht herzlich über sich selbst und auch mal über komische Gottesbilder lachen kann, der hat das mit der befreienden Kraft des Glaubens noch nicht verstanden.
Also: Lachen ist ein Ausdruck von Freiheit. Auch der Freiheit, für die die Menschen in der Ukraine kämpfen. Damit wir Putin irgendwann sagen können: „Du wolltest die Demokratie zerstören – April, April!“