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Kinder helfen Kindern - weltweit
Bild: Monkeybusiness_GettyImages

Kinder helfen Kindern - weltweit

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Heute wird in Frankfurt auf dem Römer hoher Besuch erwartet. Aber es kommt keine Fußballmannschaft. 800 Könige und 200 Begleiter werden dort empfangen. Aber Nein, auch keine politischen Oberhäupter. Vielmehr: 800 Kinder, die sich beim Dreikönigssingen für andere Kinder engagieren. Zum 65. Mal wird diese Aktion deutschlandweit auf dem Römer eröffnet und nur bei schlechtem Wetter in den Dom verlegt. Bis um das Fest der heiligen drei Könige am 6. Januar herum werden sie als Sternsingerinnen und Sternsinger von Haus zu Haus dorthin unterwegs sein, wo die Menschen es wünschen, und mit ihnen um den Segen Gottes für ihr Haus beten. Dabei sammeln sie für die größte Spendenaktion von Kindern für Kinder weltweit, in diesem Jahr vor allem für Kinder in Indonesien.

Könige auf E-Scootern

„Könige auf E-Scootern“ hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihren Artikel getitelt, in dem sie über das bevorstehende Treffen auf dem Römer berichtet hat. Tatsächlich wird es ein buntes Bild auf dem Römer geben mit den verschiedenen Farben der bunten Gewänder, den oft sorgfältig gebastelten Kronen und Diademen und den Sternen, denen die Sternsingerinnen und Sternsinger folgen. Vielleicht kommt die eine oder der andere ja wirklich mit einem flatternden Gewand auf dem E-Scooter angereist.

Eine bunte Reisegruppe auf dem Weg zur Krippe

Die Sternsinger in der Bibel waren keine Könige. Davon steht dort nichts, auch nichts davon, welche Hautfarbe sie hatten. Es heißt nur, dass sie aus „östlichen Gegenden“, also offenbar von weither kamen. Dann dürften sie vermutlich mit Kamelen gereist sein, den damals beweglichsten und ausdauerndsten Reisetieren. Auch über ihre Zahl sagt die Bibel nichts. Es kann eine Reisegruppe gewesen sein. Möglich ist auch, dass Frauen dazugehörten. Die Bibel nennt sie magoi, und offensichtlich kannten sie sich aus in den Methoden weltpolitischer Zukunftsprognostik. Das hieß damals auch, Sterne und ihre Bewegungen zu deuten. Dabei hatten sie den Stern entdeckt, der ihnen den Weg zum neugeborenen König der Juden gewiesen hat. In der heiligen Stadt Jerusalem wird ihre Reisegruppe einen ähnlich bunten Eindruck gemacht haben wie die Sternsingerinnen und Sternsinger auf dem Römer heute.

Das Kinder sich für Kinder einsetzen macht Mut

„Kinder stärken – Kinder schützen in Indonesien und weltweit“, so lautet das Motto der diesjährigen Aktion. Besonders in der Zeit der Corona-Pandemie sind die Zahlen traumatisierter Kinder und Jugendlicher weltweit gestiegen. Die Angst, sich oder andere anzustecken, geschlossene Schulen, der weggebrochene Alltag, kein Sport, kein Kontakt zu gleichaltrigen Freundinnen und Freunden, der gerade für Jugendliche wichtig ist, bis hin zu häuslicher Gewalt: all das hat bei vielen Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen. Mir aber macht das Mut: Gerade Kinder und Jugendliche tun sich zusammen, dass anderen Kindern in Not wirksame Hilfe zukommt. Wenn mir in den nächsten Tagen eine Gruppe Sternsinger begegnet, werde ich gern mein Herz und mein Portemonnaie dafür öffnen.

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