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Zünde ich sie an oder nicht?
Bild: pexels/Vlada Karpovich

Zünde ich sie an oder nicht?

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Seit gestern steht schon der Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer. 
Wir schmücken ihn immer mit echten Kerzen. Wunderschön sehen sie aus!
Nicht nur an den Festtagen verbreiten sie mit ihrem Schein ein Licht, das Geborgenheit schenkt.

Manchmal kostet es mich Überwindung, die Kerzen am Heiligabend anzuzünden. 

Kerzen sind nur dekorativ, wenn ich sie nicht anzünde 

Erst tauchen sie den Raum in ein warmes Licht, aber mit der Zeit werden sie immer kürzer. Am Ende bleiben nur noch kleine Stümpfe übrig. Dann schwindet auch das Gefühl der Geborgenheit. 

Natürlich: Es ist die Aufgabe von Kerzen, Licht und Wärme zu geben. Sie wären ja nutzlos, nur dekorativ, wenn ich sie nicht anzünden würde. 

Deshalb muss ich in Kauf nehmen, dass sie vergänglich sind. 

Jede Kerze kann ein Symbol für unser Leben sein 

So gesehen ist jede Kerze ein Symbol für unser Leben. Bei uns ist es nicht anders: Wenn ich mich von nichts und niemandem „anstecken“ lasse, dann passiert auch nichts. Ich bleibe sozusagen kalt und für mich.

Oder ich fange Feuer, gebe Licht und strahle Wärme ab auf Freunde, Familie und alle, die mich brauchen. 

Beim „Verbrennen“ gewinne ich was

Dabei muss ich keine Angst haben, dass mein Leben dadurch schneller „verbrennt“. Im Gegenteil: Ich gewinne etwas. In mir selbst wird es heller, wenn ich anderen Licht und Wärme weitergebe. 

Immer wieder versuche ich bewusst, so eine „brennende Kerze“ zu sein, um Licht und Wärme zu schenken. Gar nicht so einfach, sich im Alltag dafür Zeit freizuschaufeln. Z. B. um einen Besuch im Altersheim zu machen. Aber wenn ich dann da war und sehe, wie meine ehemaligen Nachbarn sich freuen, dann springt die Freude über. 

Ebenso wenn ich mir am Abend Zeit nehme, jemanden anzurufen, der sich über ein längeres Gespräch freut.

Mit dem Kind in der Krippe bringt Gott ein Licht in die Welt

Jede Kerze kann uns auch daran erinnern, dass Gott mit dem Kind in der Krippe ein Licht in unsere Welt gebracht hat. 

Als junger Mann sagt Jesus von sich selbst:“ Ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir gehört bleibt, nicht in der Dunkelheit“ (Joh. 8,13). Auch an Jesu Leben können wir erkennen, worauf es  wirklich ankommt: Füreinander da sein, nicht nur um die eigenen Bedürfnisse kreisen. In Jesu Spuren wandeln, Feuer fangen und anderen Licht und Wärme schenken.

Mich immer wieder neu entzünden lassen

So gesehen freue ich mich doch darauf, die Kerzen am Weihnachtsbaum bald anzuzünden. Nehme gern in Kauf, dass sie vergänglich sind und ich immer wieder neue anstecken muss. 

Auch ich bin vergänglich. Aber solange ich lebe, hoffe ich darauf: Gott möge mir die Kraft schenken, mich immer neu entzünden zu lassen, um für andere Licht zu sein.
 

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