Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Franz Xaver: Offenheit für fremde Kulturen
Bild: Pixabay

Franz Xaver: Offenheit für fremde Kulturen

Dr. Annette Wiesheu
Ein Beitrag von Dr. Annette Wiesheu, Theologische Referentin des Bischofs von Mainz
Beitrag anhören:

Ein Sprachgenie war er, ein Meister des interkulturellen Lernens und einer, der viel dazu beigetragen hat, dass das Christentum endgültig zum Global Player, zu einer weltweiten Religion wurde. Die Rede ist vom heiligen Franz Xaver, die katholische Kirche feiert heute sein Fest. Franz Xaver, geboren 1506, stammt aus einer baskischen Adelsfamilie. Er studierte an der Sorbonne in Paris und traf dort auf Ignatius von Loyola; Ignatius, Franz Xaver und fünf weitere Mitstudenten taten sich zu einer geistlichen Gemeinschaft zusammen – die Anfänge der Ordensgemeinschaft der Jesuiten.

Seine Religion nicht einfach überstülpen

Einige Jahre später brach Franz Xaver im Auftrag des portugiesischen Königs zur Mission in Ostasien auf. Nach einer achtzehnmonatigen Schiffsreise ist er nach Indien gelangt, in die südindische Stadt Goa, die in den kommenden Jahren zu seinem „Basislager“ wurde. Franz Xaver wurde nicht nur zum Seelsorger der christlichen Handelsleute aus Europa, die dort lebten. Er wollte auch die Einheimischen für das Christentum gewinnen. Seine Erkundungs- und Missionsreisen führten ihn nach Ceylon und auf die heute indonesische Inselgruppe der Molukken, nach Japan und zuletzt nach China, in das er allerdings nicht einreisen durfte. Das Besondere an Franz Xaver: Er wollte den Menschen seine Religion nicht einfach überstülpen. Zuerst wollte er die ihm fremden Kulturen und Religionen kennen und verstehen lernen. Er ging mit einer ungeheuren Offenheit und Lernbereitschaft auf diese neuen Welten zu: Er lernte die Sprachen der Menschen, die er vom Christentum überzeugen wollte, er beschäftigte sich mit Hinduismus, Buddhismus und Islam, den Religionen, die er in seinen „Missionsgebieten“ vorfand. Vor allem brachte er den Menschen und ihrer Kultur Interesse und Wertschätzung entgegen, er versuchte, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie zu verstehen.

Bemerkenswert seine Einstellung gegenüber Fremden

Natürlich darf man sich Franz Xaver auch nicht zu modern vorstellen, er war fest davon überzeugt, dass nur die Taufe zum Heil führt. Aber seine Herangehensweise, seine Einstellung gegenüber dem Fremden finde ich bemerkenswert. Mich spricht vor allem seine große Offenheit für die anderen an, die Haltung: zuerst will ich deine Sprache lernen, zuerst will ich etwas von dir erfahren, zuerst will ich verstehen lernen, wie du denkst und glaubst. Diese Einstellung ist bestimmt auch heute noch aktuell: wenn sich Menschen verschiedener Kulturen begegnen; wenn Christen ihren Glauben anderen zeigen und nahebringen wollen; aber auch einfach im Alltag: einen anderen Menschen verstehen zu wollen, das verändert von vornherein die Beziehung zu ihm.

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren