Adventszeit ist Wartezeit
Gestern war der erste Advent – ziemlich früh in diesem Jahr, schon Ende November. Die kommenden Wochen stehen im Zeichen des nahenden Weihnachtsfestes, viele werden Advent und Weihnachten intensiv begehen, mit viel Geschäftigkeit, mit vielen Bräuche und Gewohnheiten, die in Familien, unter Freunden oder auch am Arbeitsplatz gepflegt werden.
Die Vorbereitungen auf das große Fest
Bei einigen dieser Bräuchen geht es darum, die Zeit bis zum Weihnachtsfest zu strukturieren: Adventskalender etwa helfen, die Tage bis zum Fest zu zählen, am Adventskranz wird an den vier Adventsonntagen eine weitere Kerze angezündet. Und natürlich geht es um Vorbereitungen auf das große Fest: Kinder schreiben ihre Wunschzettel, Geschenke werden besorgt, die Wohnung geschmückt, Plätzchen gebacken, die – zumindest war es früher so – nicht gleich gegessen, sondern aufbewahrt werden bis Weihnachten.
Warten ist keine passive Angelegenheit
Die Adventszeit ist eine Zeit des Wartens - auf das große Fest, auf Weihnachten. Christinnen und Christen erinnern sich an das Warten des Volkes Israel auf den Messias. Und sie machen sich ihre eigene Erwartung bewusst, dass Christus wiederkommt, um die Erlösung zu vollenden. Die Bräuche und Gewohnheiten in der Adventszeit zeigen mir auch: Warten ist keine passive Angelegenheit. Ich kann die Zeit des Wartens bewusst erleben, sie gestalten und Vorbereitungen treffen für das, worauf ich warte. Wie wenn ich einen lieben Besuch zum Essen erwarte – und die Wohnung aufräume, mir überlege, was ich Gutes koche, den Tisch decke.
Das muss ich abwarten
Aber alle Aktivität hat ihre Grenzen: Die Zeit bis Weihnachten wird nicht kürzer durch all die Dinge, die wir in Vorbereitung auf das Fest unternehmen. Und ob mein Besuch am Ende kommt – das weiß ich nicht, das liegt nicht in meiner Hand und vielleicht habe ich den Tisch umsonst gedeckt. Das muss ich abwarten. Für mich steht das für eine wichtige Erfahrung in meinem Leben: Ich kann mich um vieles bemühen, mich engagieren, kann vielem den Boden bereiten. Aber es gibt doch Dinge, die ich erwarten oder geschehen lassen muss.
Ich kann dafür offen sein
Vielleicht sind es sogar die wichtigeren Dinge, die ich nur erwarten kann: Ich kann eine Wunde verbinden und pflegen, aber die Heilung muss ich abwarten; ob ich einen Menschen treffe, mit dem ich mein Leben teilen will – ich kann dafür offen sein, aber dass ich ihm begegne, darauf kann ich nur warten. Die Entwicklung eines Kindes: Natürlich braucht es Erziehung und Förderung, aber ich kann nichts erzwingen, es braucht genauso das geduldige Abwarten. Dass ich ein trauriges Erlebnis, einen Verlust bewältige – ich kann Trost suchen bei anderen Menschen, aber letztlich muss ich es erwarten können, dass die Trauer vergeht.
Habe nicht alles in der Hand
Die Adventszeit, die Wartezeit auf Weihnachten, die jetzt beginnt, erinnert mich genau daran: Ich muss nicht die Hände in den Schoß legen, aber ich habe nicht alles in der Hand. Auf manches muss ich warten, ich darf auch darauf warten – und mich beschenken lassen.