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Novembermond
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Novembermond

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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In Gedichten über den November ist es meistens düster und neblig. Tatsächlich wird es ja gerade abends so früh dunkel und morgens hängt oft noch Nebel überm Land. Auch im beliebten Lied „Der Mond ist aufgegangen“ kommen die Nebel vor. Da heißt es in der ersten Strophe: „Der Wald steht schwarz und schweiget und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.“  Ich mag dieses Lied von Matthias Claudius sehr, und damit bin ich nicht alleine. Beim Erntedankgottesdienst im Altenheim habe ich erwähnt, dass das Erntedanklied „Wir pflügen und wir streuen“ von Matthias Claudius stammt, der ja auch „Der Mond ist aufgegangen“ geschrieben hätte. Da stimmte eine Frau im Rollstuhl das Lied direkt mit kräftiger Stimme an und nach und nach fielen alle Bewohnerinnen und Bewohner ein. 

Es ist der gleiche Mond

Der Mond ist aufgegangen. Mich erinnert das Lied auch an die Zeit, in der ich im Ausland, in Brasilien, studiert habe, damals, Anfang der 90er, in einer Zeit ohne Handys und Internet. Ab und zu hatte ich natürlich Heimweh, nach meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie daheim. Und ich weiß noch, wie sehr es mich berührt hat, dass wir alle den gleichen Mond sehen! In Brasilien schaut er ein bisschen liegender aus als in unseren Breitengraden, und er geht auch früher auf; aber er ist derselbe Mond – ich fand das tröstlich. 

Meine persönliche Lieblingsstrophe

Den Blick auf den Mond nimmt auch meine persönliche Lieblingsstrophe des Liedes auf, die dritte: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehen“. Schön in ein Lied verpackt gibt uns Matthias Claudius den Ratschlag mit, nicht vorschnell zu urteilen, genauer hinzusehen und zu akzeptieren, dass unseren Augen und unserem Wissen eben vieles auch verschlossen und verborgen bleibt. In etwas altertümlicher Sprache vielleicht, kein Wunder, Matthias Claudius lebte im 18. und 19. Jahrhundert, aber noch immer gültig. 

Gerade ist es noch dunkel draußen

Oder poetischer ausgedrückt: Gerade ist es noch dunkel draußen, aber wenn sich die Novembernebel gelichtet haben, lohnt es sich, wohlwollend und ohne schnelles Urteil hinaus zu schauen in die Welt an diesem Montag.

 

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