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Was macht einen guten Lehrer aus?
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Was macht einen guten Lehrer aus?

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Was kann Schule ermöglichen? Kann sie uns zu guten Menschen erziehen? Wie sieht guter Unterricht aus? Was muss ein Lehrer tun, um seine Schüler zu motivieren? Diese Fragen beschäftigt die pädagogische Forschung schon sehr lange. Immer wieder werden neue Studien veröffentlicht, die im Befund zeigen, dass es beim Unterrichten auf Motivation ankommt.

"Ein Meister kann dir erklären, was er von dir erwartet. Ein Lehrer hingegen weckt deine eigenen Erwartungen." Dieser Unterschied zwischen einem Meister und einem Lehrer macht Patricia Neal, eine amerikanische Schauspielerin. Eine schöne Veranschaulichung, die deutlich macht, worauf es beim Unterrichten ankommt.

Es soll also weniger darum gehen, was ein Lehrer von seinen Schülern erwartet, sondern ich soll als Lehrer die Erwartungen meiner Schüler wecken. Dies beschreibt einen hohen Anspruch an Schule und Unterricht.

Wie soll das gehen?

Ein guter Lehrer "weckt deine eigenen Erwartungen". Aber wie soll das funktionieren? Vielleicht dadurch, dass ich versuchen muss, im Schüler etwas wachzurufen, was schon da ist. Daran also anzuknüpfen, was einen jungen Menschen selbst beschäftigt, was ihn interessiert und sogar begeistert.

"An der Lebenswelt der Schüler ansetzen." So heißt es in der Lehrerausbildung oft. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Das setzt vor allem voraus, dass ich mich in die Lebenswirklichkeit junger Menschen hineinversetzen kann. Was beschäftigt Dich? Was fasziniert Dich? Was sind Deine eigenen Erwartungen?

Empathie kann helfen

Wichtig ist dabei die Fähigkeit zur Empathie. Sich in andere Menschen hineindenken zu können. Dazu muss man deren Meinungen oder Vorlieben nicht teilen, aber man sollte ein Verständnis dafür entwickeln und Interesse dafür signalisieren. Daran lässt sich meistens gut weiterarbeiten.

In den Evangelien gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass auch Jesus so vergangen ist. Ihm war die Lebenswelt seiner Mitmenschen sehr wohl bekannt. Wie ein Schwamm sog er die Lebenswirklichkeit anderer Menschen auf: ob sie Ehebrecher, Gauner, Aussätzige waren. Für sie alle hatte er ein offenes Ohr und ein offenes Herz.

Erwartungen im Gegenüber wecken

In unserer Gesellschaft bräuchten wir mehr von dieser Empathie. Nicht nur in der Schule ist dies wichtig. Oft ist die Rede von den "Blasen", in denen sich gesellschaftliche Gruppen einschließen. Wie gut wäre es, wenn diese Blasen platzen und die Menschen füreinander stärker Interesse und Verständnis zeigen würden. Vielleicht sogar voneinander lernen – und Erwartungen im Gegenüber wecken.

Das wäre ein guter Anfang.

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